Die NaturFreunde Düsseldorf engagieren sich mit anderen Düsseldorfer Umwelt-und Naturschutzvereinen und -initiativen für den Erhalt des Naturschutzgebietes Dreiecksweiher und gegen den dieses Gebiet zerstörenden weiteren Kiesabbau am Elbsee. In diesem Zusammenhang ist die nachfolgende Arbeit entstanden.

Biotopverbundsysteme

Vernetzung natürlicher Lebensräume als Grundlage für wirkungsvollen Natur- und Artenschutz

Tag für Tag nimmt die Zahl der aussterbenden Tier- u. Pflanzenarten weltweit zu, trotz großer Bemühungen des Naturschutzes mit vielfältigen Arten- und Biotopschutzprogrammen. In Deutschland sind in den letzten 100 Jahren von einst 2.600 Arten an Farn- und Blütenpflanzen 30% ausgestorben. Ähnlich sieht es in der heimischen Tierwelt aus. Die Roten Listen, in denen für bestimmte Gebiete die ausgestorbenen, verschollenen und gefährdeten Tier- u. Pflanzenarten verzeichnet sind, müssen regelmäßig fortgeschrieben werden und dokumentieren so das wachsende Tempo des Artensterbens.

Naturschutz und Erhaltung der Artenvielfalt sind weltweit brennende Themen unserer Zeit, sie waren gerade ( im Februar 2004 ) Gegenstand einer UN-Konferenz in Kuala Lumpur, an der 188 Staaten teilgenommen haben. Der 188. Staat, die USA, wurde dort aufgefordert, endlich der von den anderen Staaten bereits ratifizierten UN-Artenschutzkonvention beizutreten. Artenschutz betrifft nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt, auch wir Menschen sind als Teil der Natur mit diesen Lebensbereichen vernetzt und in unserer Existenz davon abhängig:

Tiere und Pflanzen benötigen als eine wichtige Existenzvoraussetzung die Gemeinschaft mit anderen Lebewesen. Solche Lebensgemeinschaften in einem gegebenen Lebensraum (z.B.Waldsaum, Hecke,Teich, Feuchtwiese usw.) bezeichnet man als Biozönose und der räumlich abgegrenzte Lebensraum einer bestimmten Biozönose wird Biotop genannt (zum Biotop gehören Boden, Mikroklima, Tier und Pflanze).

Naturschutzbemühungen und Bemühungen, das Artensterben zu bremsen und zum Stillstand zu bringen, konzentrierten sich zunächst nur auf die einzelne Art, später dann auf den Schutz und die Erhaltung des einzelnen Biotops und die Ausweisung von Naturschutzgebieten. Diese Anstrengungen waren, wie man weiß, nicht erfolgreich.

Heute sehen Experten Biotopverbundsysteme als den entscheidenden Schlüssel, dem Naturschutz endlich flächendeckend zu wirklichen Erfolgen zu verhelfen. Es liegen bereits erste Erkenntnisse und Erfahrungen aus Wissenschaft und Praxis vor, allerdings gibt es noch keine befriedigenden Gesamtkonzepte für Arten-und Biotopenschutzprogramme. Es ist neben der naturwissenschaftlichen Arbeit noch sehr viel politisches Handeln erforderlich.

Eine Hauptursache des Artensterbens und der Bestandsrückgänge von Pflanzen- und Tierarten ist vor allem die Zerstörung ihrer Lebensräume z.B.durch Nutzungsänderung, Nutzungsaufgabe und Aufgabe von Sonderstandorten, Forstwirtschaft und Jagd, Bebauung und Versiegelung der Böden und weitere anthropogene Eingriffe in die Natur.

Eine über Jahrhunderte entstandene bäuerliche Kulturlandschaft hatte in unseren Regionen aus der ursprünglichen Waldlandschaft ein langsam gewachsenes, kleinräumiges, abwechslungreiches Mosaik von Siedlungen und Einzelhöfen, Gärten, Wegen und Triften, Hecken, Gehölzen und Einzelbäumen, Obstwiesen, Kleingewässern, Heiden und Trockenrasen, Hoch- und Niederwäldern entwickelt. In diesen vielfältigen Biotopen hatte sich die Artenzahl der Gefäßpflanzen gegenüber dem ursprünglichen Lebensraum verdoppelt und die Anzahl der Tierarten hatte sich noch stärker vermehrt. Dieses Landschaftsbild war bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts der Normalzustand.

Wandel der Kulturlandschaft

Bereits schon um 1850 herum begannen sich rückläufige Tendenzen zu entwickeln, für die mehrere Faktoren verantwortlich sind, die wir hier nur andeuten können:

Industrialisierung der Landwirtschaft seit 1950

In der Nachkriegszeit vollzog sich ein revolutionärer Umbruch in der Landwirtschaft unter massivem Einsatz aller technischen und chemischen Möglichkeiten. Starkem wirtschaftlichem Druck ausgesetzt expandierten die mittleren und großen Betriebe auf Kosten der kleinbäuerlichen Landwirtschaft immer stärker. Mit wachsender Betriebsgröße und steigendem Maschinen-, Dünger- und Pestizideinsatz gingen die Zahlen der verbleibenden Betriebe und der in der Landwirtschaft Erwerbstätigen immer stärker zurück. Viel und kostengünstig zu produzieren, blieb den meisten Bauern als einzige Überlebenschance.

Entwicklung der Viehhaltung in Westdeutschland seit 1950 (nach Angaben des statistischen Bundesamtes 1988 und 1992)

Die Politik der Europäischen Gemeinschaft tat ein Übriges, die Anreize und den Zwang zur Intensivierung zu verstärken.

Naturschutzbilanz heute

Aus der ehemaligen artenreichen bäuerlichen Kulturlandschaft ist eine ausgeräumte, erodierte und schwer mit Chemie belastete Agrarlandschaft geworden, deren Bilanz Prof. Stichmann wie folgt zusammenfasst: "20 bis 30 Jahre haben ausgereicht, um manche agrare Landschaft zu einem größeren ökologischen Problemgebiet zu machen, als es der benachbarte städtisch-industrielle Bereich ist."

Parallel zu dieser Entwicklung fraß sich die städtisch-industrielle Gesellschaft mit Bebauung, Verkehrsanlagen jeder Art und vielerlei anderen Nutzungen in die Landschaft hinein. Die Folge davon waren eine immer stärkere Versiegelung der Böden, Zerschneidung der Landschaft, Biotopverlust und Strukturverarmung.

In Deutschland verschwinden auch heute noch täglich 80 ha Freiraum ( 150 Fußballfelder ) unter Asphalt und Beton. In Düsseldorf hat sich der Anteil der Freiflächen für Nutzungen wie Wald, Acker, Wiese, Weide, Heide, Brachland usw. von 68 % im Jahre 1977 auf 53 % der Gesamtfläche im Jahre 1995 verringert. Bei anhaltender Geschwindigkeit des Freiflächenverbrauchs würden in ca. 60 Jahren mit Ausnahme des Rheines keine Flächen mehr für diese Nutzungen zur Verfügung stehen.

Zusammenfassende Darstellung der wichtigsten Gefährdungsfaktoren für naturnahe Landschaftsteile und Einzelarten
1 Melioration
2 moderne Landwirtschaft
3 Flugplätze, militärische Anlagen
4 Energieerzeugung und -transport
5 Siedlungsbau
6 Industrieanlagen
7 Straßenbau
8 Massentourismus
9 Lärm
10 Luftverschmutzung
11 Gewässerverschmutzung
12 Abbau oberflächennaher Rohstoffe

Die heutige, vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft ist gegenüber der alten bäuerlichen, naturnahen Landschaft geprägt von Strukturverarmung, Biotopverkleinerung und - verlust sowie von Zerschneidung der außerhalb der belasteten, ökologisch problematischen Agrarflächen gelegenen Biotope.

Viele vom Menschen geschaffene Trennlinien zerlegen heute die Ökosysteme in immer kleinere Teilflächen:

In der ursprünglichen Natur und auch noch in der naturnahen Kulturlandschaft des Mittelalters kamen für viele Pflanzen- und Tierarten - abgesehen von den Verbreitungsbeschränkungen durch artspezifische Biotopbindungen - überwiegend nur Fließgewässer als unüberwindliche lineare Hindernisse in Betracht. Ein schmaler mäandrierender Berglandbach kann noch von vielen Tieren und Pflanzensamen überwunden werden. Ein breiter Strom im Flachland hingegen isoliert die Populationen zahlreicher Arten beidseits des Gewässers viel stärker. Jedoch ist heute die trennende Bedeutung der Fließgewässer im Vergleich zu den anderen (s.o.), vom Menschen geschaffenen Barrieren gering. Alle diese linienförmig zu einem Netz verwobenen Barrieren isolieren die Lebensräume von Pflanzen und Tieren voneinander. Am dichtesten ist das von Straßen und Wegen gebildete Netz geknüpft. Es hat nicht nur die Verkleinerung der Biotope, sondern auch ihre Verinselung zu Folge. Rund 2,1 km überörtliche Verkehrswege durchziehen im statistischen Mittel jeden Quadratkilometer Fläche in den alten Ländern der Bundesrepublik.

Es fällt sicher nicht schwer, sich vorzustellen, welche Schutzwirkung ein solchermaßen zerschnittenes Naturschutzgebiet von ein paar Quadratkilometern Fläche für Fauna und Flora noch bieten kann. Anmerkung: im Gebiet der "alten" Bundesrepublik Deutschland haben 2/3 aller Naturschutzgebiete eine Fläche von weniger als 50 ha (1/2 qkm).

Einerseits muss man festhalten, dass die unterschiedlichen Landschaftsbarrieren und anderen Beeinträchtigungen der Ökosysteme auf die verschiedenen Tier- und Pflanzenarten sehr unterschiedlich intensive Auswirkungen haben. Andererseits muss man sehen, dass durch die Vernetzung aller Lebensformen und -arten in der Ökologie schon die existenzielle Bedrängnis oder Ausrottung einer speziellen Art einen Signaleffekt für den Zustand einer ganzen Biozönose darstellt.

Besonders ersichtlich ist die tierökologische Wirkung von Straßen als abiotische Barrieren auf unmittelbar an der Bodenoberfläche lebende Arten, z.B. Amphibien, Kleinsäuger, Laufkäfer, Schnecken. Deren Populationen können nahezu vollständig voneinander isoliert werden, was den genetischen Austausch verhindert, Inzuchteffekte zur Folge haben und längerfristig zum Aussterben führen kann.

Eine andere Konsequenz kann sein, dass es durch Unterschreiten artspezifischer Minimalräume bei der Verkleinerung von Biotopen zum lokalen Verschwinden einer Tierart kommt.

Die sehr komplexen Zusammenhänge der Störwirkungen von Straßen und aller anderen Landschaftsbarrieren sowie weiterer Gefährdungsfaktoren sind vielfältiger Art und bisher noch kaum erforscht.

Was ist zu tun?

Der Naturschutz heute zielt darauf ab, einen möglichst großen Anteil der Tier- und Pflanzenarten zu erhalten , die in der vielgestaltigen, kleinräumig parzellierten Kulturlandschaft um 1850 in Mitteleuropa heimisch waren. Wie wir gesehen haben, ist die Grundlage der damaligen Artenvielfalt, eine entsprechende Landschaftsstruktur, heute zerstört oder bestenfalls noch in Fragmenten übrig. Es ist einzusehen, dass ein Zurück zu den früheren Bedingungen aus vielfältigen Gründen nicht möglich ist.

Gleichwohl muss und kann die zerstörte Landschaftsstruktur wichtige Vorbilder liefern für Konzepte des Naturschutzes. Damals funktionierte ein intensiver Biotopverbund als Rückgrat der Artenvielfalt.

Auf diese Weise war den heckenlebenden Tierarten ein ungehinderte Wanderung in einem großen Lebensraum möglich. Zwischen individuenreichen Populationen war auf relativ zusammenhängenden Flächen ein Austausch von Einzelindividuen möglich.

Heute also kommt es darauf an, die verbliebenen voneinander isolierten kleinen Teilpopulationen in die Lage zu versetzen, sich untereinander auszutauschen. Dazu muss man versuchen, den unterbrochenen Kontakt zwischen verwandten Biotopen wiederherzustellen, um einen genetischen Austausch zu ermöglichen. Elemente eines solchen Netzes naturnaher Lebensräume für Pflanzen und Tiere sind die Kernzonen,Verbundkorridore und -achsen und die Trittsteinbiotope. Kernzonen verfügen in der Regel über eine vielfältige Artenausstattung und wirken wegen ihrer Naturnähe als Regenerations- und Ausgleichspool, wobei die räumliche Größe ein entscheidender Faktor der ökologischen Wirksamkeit ist. Flächenhafte Verbundkorridore und lineare Achsen stellen den direkten Kontakt zwischen ihnen her. Trittsteinbiotope dagegen sind Inseln ohne direkten Kontakt zum Netz, sie haben aber für die Wanderung flugfähiger Arten Bedeutung.

Voraussetzung für den Biotopverbund sind unbebaute Flächen, Freiräume, die durch Planungen wie den Flächennutzungs- und den Landschaftsplan zu erhalten und zu schützen sind.

Das "Biotopschutzprogramm Nordrhein-Westfalen" baut auf dem Versagen des einseitigen Flächenschutzes der vergangenen 100 Jahre durch zunehmend verinselte Naturschutzgebiete auf und gibt als Grundlagen eines den Biotopverbund forcierenden Programmes folgende Punkte vor:

Arbeitsschritte und Inhalte einer Biotopverbund-Planung  
Arbeitsschritt   Inhaltsschwerpunkte
Planung Kartierung
  • Nutzung
  • Straßen- und Wegenetz
  • Landschaftsstrukturen, Lebensräume
  • vorhandene Schutzgebiete
  • Flora/Pflanzengesellschaften, Fauna
Bewertung
  • Rote Liste-Arten/-Gesellschaften
  • schutzwürdige Landschaftselemente
  • Defizite und Entwicklungsziele
Verbundkonzept
  • Großflächenschutz
  • Trittsteine
  • Korridorbiotope
  • Nutzungsextensivierung
  • notwendige Renaturierungsmaßnahmen
  • Umfang künftiger Pflegemaßnahmen
  • Kostenplan
Realisierung Flächensicherung
  • Klärung der Eigentumsverhältnisse
  • Flächentausch und -kauf
  • Beantragung und Ausweisung von Schutzgebieten
  • Finanzierung
Pflegekonzept
  • vertiefende Untersuchung zu Arteninventar und Pflegebedarf
  • einmalige gestaltende Maßnahmen
  • periodisch wiederkehrende Maßnahmen
  • Bewirtschaftungs-Vereinbarungen
  • personeller und finanzieller Bedarf
Rechtliche Schutzformen und ihre Anwendbarkeit zur Sicherung von Biotopverbundsystemen
Schutzform Schutz- intensität Größenordnung der Fläche zuständige Behörde Eignung innerhalb von Biotopverbundsystemen
Naturschutzgebiet hoch zu 2/3 < 50 ha Regierungs- präsident bzw. Land ja, für Schutzgebietssystem sehr hoch, soweit großräumige Abgrenzung und Ausschaltung konkurrierender Nutzungsansprüche
Nationalpark sehr hoch > 10.000 ha Bundesregierung ja, für überregionale Schutzgebietssysteme sehr hoch, jedoch Ausweisungen politisch schwer durchsetzbar
Biosphärenreservat sehr hoch großflächig Land wie Nationalpark
Landschafts- schutzgebiet gering bis hoch ca. 1.300 ha im Mittel Regierungs- präsident ja, sehr hoch zur Abpufferung und Ergänzung von Natur- schutzgebieten innerhalb von Schutzgebietssystemen; notwendig ist i.a. nutzungs- beschränkende, restriktive Schutzverordnung
Naturpark nahe Null 860 km2 im Mittel Landkreis nein, da vorrangig im Sinne einer Erholungsnutzung
Naturdenkmal hoch maximal 5 ha Landkreis ja, zur Sicherung des Biotopverbunds auf lokaler Ebene
Geschützter Land- schaftsbestandteil mittel bis hoch   Landkreis ja, zur Sicherung des Biotopverbunds auf lokaler Ebene

Neben den Bestandserfassungen kommt aber einer umfassenden Analyse und den daraus zu ziehenden Schlussfolgerungen für die Praxis entscheidende Bedeutung zu. Folgt man der Fachliteratur, so mangelt es aber daran bundesweit noch sehr.

Ein Hauptproblem besteht sicher darin, Landwirtschaft und Naturschutz unter einen Hut zu bringen!

Biotopverbund in Düsseldorf

Die verbliebenen Biotopfragmente im Düsseldorfer Stadtgebiet wieder miteinander zu einem wirkungsvollen Biotopverbundsystem zu verknüpfen und dieses zu einem funktionierenden Element des regionalen und landesweiten Biotopverbundes zu machen, ist ein schwieriges, kaum lösbares Unterfangen.

Durch Siedlungspolitik, die Ausbreitung der Industrie- und Gewerbeflächen sowie besonders die Errichtung großer Verkehrsanlagen und anderer Landschaftsbauwerke (Flughafen, Messe, Freileitungs-, Bahn-, Autobahn- und Straßentrassen, Golfplätze usw.) hat die Stadt immer mehr Landschaft in Anspruch genommen. Diese Entwicklung hat zu einer extremen Zerschneidung der Landschaft, zu Biotopdispersion (Verinselung) und ständiger Verkleinerung der einzelnen Biotope und einem dichten Netz von Landschaftsbarrieren geführt.

Die Übersichtskarte "Arten- und Biotopschutz" des Freiraum-Informations-Systems (FIS) des Umweltamtes der Stadt Düsseldorf vermittelt einen guten Überblick über die desaströse Situation.

Konzept zum Biotopverbund in Düsseldorf

Bereits im Zusammenhang mit dem ökologischen Beitrag zum Gebietsentwicklungsplan 1996 wurde das Konzept für ein Düsseldorfer Biotopverbundsystem entwickelt. Zusätzlichen Antrieb zur Weiterentwicklung und Umsetzung gaben ein Projekt der Lokalen Agenda 1999 und das Programm der EUROGA 2002+. Grundlagen sind die stadtweite, flächendeckende Biotopkartierung, floristische Bestandsaufnahmen in Teilräumen und der Landschaftsplan. Die Vernetzung von Landschaftsraum und Wohnquartieren ist Bestandteil der "Grünordnungsrahmenpläne" ( GOP ).

Bei deren Erstellung und bei der Umsetzung der Handlungsfelder fertiger GOP`s gibt es erhebliche Defizite, außerdem sind sie informelle Pläne ohne eigene Rechtsverbindlichkeit.

Kernzonen des Biotopverbundes sind die 11 Naturschutzgebiete, von denen nur drei größer als 100 ha sind: Urdenbacher Kämpe (316 ha), Himmelgeister Rheinbogen (214 ha) und Rotthäuser Bachtal (108 ha).

Verbundflächen sind die besonders im Osten der Stadt verbliebenen Waldgebiete. Die zuvor erwähnte FIS-Karte weist aus, wie vielfältig irreparabel diese Gebiete durch Landschaftsbarrieren zerschnitten und durch Zersiedelung beeinträchtigt sind. Wie stark unterrepräsentiert Wald in Düsseldorf und damit in seiner Bedeutung für das Gesamtnetz des Biotopverbundes herabgemindert ist, zeigt die Statistik:

Waldfläche pro Einwohner  
Bundesrepublik 1.500 qm
Nordrhein-Westfalen 500 qm
Düsseldorf 42 qm

Verbundachsen sind bandartige Grünstrukturen im Siedlungskontakt sowie landwirtschaftlich geprägte Bereiche, denen noch ein gewisser Strukturreichtum verblieben ist.

Besondere Bedeutung für die Einfügung in den überregionalen Biotopverbund haben die Rheinaue, der deshalb auch als Entwicklungsschwerpunkt besondere Aufmerksamkeit zuteil wird, sowie die damit verknüpften Bachtäler. Der Rhein als überregionale Schifffahrtstraße besitzt einen eigenen Rechtsstatus, der die Planungen und Maßnahmen in der Aue auf Düsseldorfer Gebiet oftmals behindern kann.

Im Rahmen der EUROGA umgesetzte Maßnahmen

In Biotopverbundkorridoren wurde floristische Bestandsaufnahmen als Grundlage zur Entwicklung des Verbundsystems durchgeführt.

Vorrangig in Kernzonen, nämlich den Naturschutzgebieten Urdenbacher Kämpe, Himmelgeister Rheinbogen und Rotthäuser Bachtal wurden Einzelmaßnahmen durchgeführt wie:

Im NSG Pillebachtal wurde die Renaturierung des Baches begonnen und wird abschnittweise fortgeführt.

Dem amtlichen Kartenwerk kann man entnehmen, wie umfangreich, gerade im Außenbereich die als Entwicklungsschwerpunkte dargestellten Flächen noch sind. Bei diesen handelt es sich überwiegend um Verbundkorridore, deren ökologische Einbindung erst das Gesamtverbundsystem funktionstüchtig macht. Hier ist die Hauptarbeit erst noch zu leisten.

Maßnahmen des Zielkonzeptes des Grünordnungsrahmenplans II des Bezirks 3 wurden teilweise ausgeführt, teilweise hinfällig wegen veränderter Rahmenbedingungen, teilweise steht die Realisierung noch aus.

Finanzmittel für die Durchführung von Maßnahmen für den Biotopverbund stehen aus verschiedenen Quellen zur Verfügung: Landesmittel (oft bis zu 80 % des Bedarfs ), städtische Gelder aus dem Topf der Ersatzgelder nach Landschaftsrecht, Mittel der NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege.

Die Tatsache, dass trotz Engagements bei den Planern im Amt das Biotopverbundsystem, und damit wirksamer Naturschutz in Düsseldorf, auf der Stelle tritt und mehr Anspruch als Realität ist, hat verschiedene Gründe. Zum einen hat die Ökologie bei fast allen relevanten Abwägungen der Belange in den verschiedenen flächenwirksamen Planungen in unserer wirtschaftsgeprägten und -hörigen Stadt das Nachsehen. Ein weiterer wichtiger Grund ist das Eigentum an Grund und Boden. Die Kooperationsbereitschaft der landwirtschaftlichen und anderen Grundbesitzer in Düsseldorf ist nicht von Gemeinsinn geprägt, und davon, dass Landwirtschaft und Naturschutz einmal einträchtig unter einem Hut nachhaltige zukunftsfähige Biotoppflege betreiben, kann man heute nur träumen.

Aber auch die Verantwortlichen unserer Stadtpolitik beweisen bisher, dass sie nichts von der dringlichen Notwendigkeit flächendeckenden Naturschutzes begriffen haben: im Naturschutzgebiet Dreiecksweiher wollen sie eine Kernzone des Biotopverbundsystemes durch Kiesabbau (Elbsee) zerstören. Das ist nicht nur auf den Einzelfall bezogen unverantwortlich, sondern damit wird wohl auch der Rückbau des bisschen Biotopverbund, das wir heute haben, eingeläutet.

Ernst Steller, NaturFreunde Düsseldorf

 
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