Wandervorschläge ums Naturfreundehaus Gerresheim

Jan Wellems Quelle und majestätische Kastanien

Vom Staufenplatz in Grafenberg über die Kastanienallee und das Pillebachtal zum Naturfreundehaus Gerresheim

von Matthias Möller, Erkrath

Wanderzeit: ca. 3,5 Stunden (reine Gehzeit)

Diese Wanderung führt uns zunächst durch den von Maximilian Weyhe angelegten "Lustgarten" im Grafenberger Wald, über die Kastanienallee geht es dann am Segelflugplatz vorbei ins Pillebachtal, bevor wir über die Gerresheimer Höhen zum Naturfreundehaus gelangen.

Wir starten unsere Wanderung am Staufenplatz, den wir mit der Straßenbahn, Linie 703 und 709 (Haltestelle Burgmüllerstraße) erreichen können. Vom Naturfreundehaus Gerresheim, unserem Endpunkt, können wir mit der Linie 703 ab Morper Allee fahren.

Vom Staufenplatz gehen wir zunächst etwa 100 Meter die Ernst-Poensgen-Allee (das ist die Straße, die entlang des Waldrandes am Staufenplatz vorbei führt) entlang und sehen schon rechts den Jan-Wellem-Brunnen.

Der Jan-Wellem-BrunnenSo, wie er sich uns heute präsentiert, hat ihn Jan Wellem allerdings nie gesehen. Vielmehr war er, als ihn Jan Wellem 1702 als Heilwasserbrunnen für seinen Hof errichten liess, vollständig ummauert und außer Eremiten, die ihn bewirtschafteten, durfte nur Jan Wellem und sein Hof den Brunnen betreten. Allerdings ist uns das genaue Aussehen des Brunnens zu Jan Wellems Zeiten nicht bekannt.

Gespeist wurde der Brunnen durch zwei Stollen, die unter dem Berg entlang führten und in der Brunnenstube hinter dem Brunnen mündeten. Heute ist die Mündung der Stollen noch an den feuchteren Stellen im Putz erkennbar. Die Brunnenstube selbst folgte der damaligen Mode und war verputzt und mit Kreuzgewölben versehen.

Nachdem der Hof ab 1720 peu a peu nach Mannheim zog, insbesondere dann aber in den folgenden Kriegszeiten, verlor man aber zunächst das Interesse an dem Brunnen. Erst nach Ende der napoleonischen Zeit, als Düsseldorf zu Preußen fiel, gestaltete Adolph von Vagedes, der z.B. auch das Ratinger Tor errichtete, den Brunnen ab 1818 neu: die Ummauerung wurde abgerissen, nach vorne begrenzte ein Lanzenzaun das Areal, den hinteren Abschluss bildete eine helle Mauer als Kontrast zum dunklen Wald im Hintergrund. Ob die ursprünglich in der Nische vorgesehene Statue wirklich mal dort stand, ist allerdings nicht bekannt.

Nachdem der Brunnen im Laufe des 20. Jahrhunderts mehr und mehr in Vergessenheit geriet und mit Erdreich und Efeu überdeckt wurde, kümmert sich seit den 90er Jahren der Verein "Förderkreis Jan Wellem Brunnen" um die Restaurierung des Brunnens, so wie ihn Vagedes baute.

Diese beiden Buchen pflanzte noch Maximilian WeyheLinks vom Brunnen geht es jetzt bergauf, wir befinden uns auf einem Weg, der von Maximilian Friedrich Weyhe als Teil des "Lustgartens" Grafenberg angelegt wurde. Dieser 1815 im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die nach dem Krieg verarmten Düsseldorfer angelegte englische Park mit seinen Wegen auf verschiedenen Ebenen und Ruhebänken an schönen Punkten war der erste für die Bürger zugängliche Park in Preußen.

Weiter geht es bergauf, wir überqueren die erste Kreuzung und bald macht der Weg eine Linkskurve. Am linken Wegesrand stehen zwei mächtige Buchen, die bereits über 200 Jahre alt sind und somit zu den letzten Bäumen im Park gehören, die von Weyhe gepflanzt wurden.

Blicken wir zwischen den Buchen den Abhang hinunter, so sehen wir im Wald ein kleines Plateau. Hier befand sich eine kleine Kapelle und die Siedlung der Eremiten, die den Brunnen zu Jan Wellems Zeiten bewirtschafteten. Wie viele Herrscher seiner Zeit siedelte Jan Wellem ab 1700 hier Eremiten an, die neben der Brunnenbewirtschaftung Jagdgesellschaften des Hofes empfangen durften, die in romantischer Atmosphäre speisen und trinken wollten. Die Eremiten gehörten als Mitglieder dritten Ranges dem Franziskanerorden an, außer von den Aufträgen des Kurfürsten lebten sie von bescheidener Tierhaltung und wohl auch Bettelei.

Schöne Aussicht über DüsseldorfNachdem noch um 1750 herum die Eremiten ihre Kapelle erneuern ließen, sank aber bald das Interesse an ihren Diensten, so dass im Jahr 1775 die Eremitage geschlossen wurde. Alles, was vom Neubau der Kapelle verwertbar war, wurde abgetragen, um damit die Schulden der Eremiten bei den lokalen Handwerkern tilgen zu können. Erst im Jahr 2003 konnten nach Ausgrabungen die Fundamente der Kapelle nebst diverser Scherben und Knochen gefunden werden.

Gehen wir den Weg weiter bergan, so stoßen wir bald auf einen freien Platz, die ebenfalls von Weyhe angelegte "Schöne Aussicht". Nachdem in den letzten Jahren einige Bäume dem Blitz und auch Stürmen zum Opfer fielen, kann man nun wirklich wieder weit über die Stadt blicken.

Von der schönen Aussicht gehen wir wieder ein Stück zurück, gehen an der Abzweigung aber nicht wieder rechts herunter, sondern links. Bald darauf sehen wir linkerhand eine Schutzhütte, auf die wir bergab zusteuern. An ihr vorbei geht es geradeaus (die Beschilderung weist den Weg als "Wandershofer Weg aus"). Die nächsten beiden Kreuzungen gehen wir weiter geradeaus, rechterhand ist eine Spielwiese zwischen den Bäumen hindurch zu erblicken.

Nun erreichen wir die Trotzhofallee, in die wir links abbiegen und die Allee bis zum Ende laufen, wo sie auf die Rennbahnstraße stößt. Hier biegen wir nach links und laufen ein kurzes Stück der Straße entlang bis zum Restaurant "Trotzhof".

Blick über die GalopprennbahnHier queren wir die Rennbahnstraße und biegen in die mit "A4" markierte Kastanienallee ein, wir wandern vorbei an majestätischen alten Esskastanienbäumen, die zum Naturdenkmal erklärt wurden. Die Allee wurde vor über 200 Jahren von den Eigentümern des Hauses Roland als Zufahrtsweg angelegt.

Rechts vom Weg können wir über die Buchenhecken die Grafenberger Rennbahn sehen. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts hier angelegt, als die alte, seit 1836 bestehende Rennbahn des Reiter- und Rennvereins auf der Lausward dem Hafen weichen musste. Die von uns aus gesehen linke Tribüne stammt aus dem Jahr 1921 und steht unter Denkmalschutz, die rechte Tribüne ist allerdings ein Neubau.

An der nächsten Abzweigung gehen wir links, an einer Wiese vorbei und wieder geradeaus in den Wald. Die Markierung A4 sowie das D des Düsseldorf-Rundwanderwegs weist uns den Weg. Nach einer Weile stößt der Weg auf einen Spielplatz, hier laufen wir nach rechts zu einer Ozonmessstation und gleich wieder links.

So laufen wir eine Weile am Segelflugplatz entlang, wo wir den Segelfliegern beim Start mit der Motorwinde zuschauen können. Bald macht der Weg eine Rechtskurve, hier können wir zwischen den Bäumen Gut Wolfsaap ausmachen. Dieses Gut wurde bereits 1392 von Wilhelm von Berg dem Liebfrauenstift Düsseldorf vermacht, in dessen Besitz es bis 1803 blieb. Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde das Gut übrigens "Hohe Aap" genannt, erst später erhielt es nach dem Namen eines Bewirtschafters den heutigen Namen.

Der Segelflugplatz Wolfsaap aus der LuftWeiter geht es am Flugplatz entlang, bis der A4 nach rechts über den Flugplatz abbiegt. Wenn Flugbetrieb ist, heißt es hier besonders aufpassen, denn die Drähte, an denen die Segelflieger hochgezogen werden, verlaufen quer über den Weg!

Auf der anderen Seite des Flugplatzes stoßen wir in ein kleines Birkenwäldchen, durch das hindurch der Weg bald steil bergab führt. Unten im Tal angelangt, biegen wir rechts ab und bleiben dann auf dem Weg. Wir durchqueren hier ein Truppenübungsgelände der nahe gelegenen Hubbelrather Kaserne, einige Betonbauten weisen darauf hin. Hier stoßen wir nun auf den Pillebach, der bis vor einigen Jahren hier noch unterirdisch und verrohrt lief, aber im Rahmen der Euroga 2002 renaturiert wurde. Rechts des Weges durchfließt der Pillebach ein hübsches Feuchtgebiet mit Binsen und Rohrkolben.

Dieser Teich speist den PillebachKurz danach gelangen wir an einen Kreuzungspunkt mit Infotafel. Noch vor dem Pillebach, also bevor wir die mit Geländer versehene Brücke überqueren, führt der A4 nach links, immer dem in diesem Abschnitt leider noch ziemlich verbauten Pillebach entlang.

Auf der linken Seite sehen wir bald einen schönen Teich, der mit vielen Bäumen bestanden ist. Er ist auch einer der Quellteiche des Pillebachs und wird aus unterirdischen Wasseradern mit Regenwasser gespeist.

Kurz darauf, wo der Weg eine S-Kurve macht, sehen wir den Hof Großeforst. Schon 1218 ist ein Henri de Foresti als Besitzer des Hofes genannt, der gemeinsam mit dem Hof Kleineforst, der ein Stück weiter vor uns liegt, zum Stift Gerresheim gehörte. 1336 wurden die beiden Höfe getrennt, und während Kleineforst beim Stift Gerresheim blieb, gelangte Großeforst zur Honschaft Rath und damit zum Kirchspiel Kaiserswerth. Im täglichen Leben allerdings spielte aufgrund der Entfernungen doch Gerresheim eine größere Rolle für die Hofbewohner.

Schließlich stoßen wir auf das moderne Wohngebiet an der Kaiserburg. Hier existierten früher neben sieben Ziegeleien (von denen heute nur noch ein Ringofen erhalten ist), zwei Gaststätten "Kaiserburg" und "Kaiserburger Hof", die ihren Namen auf ein angebliches Frühstück Kaiser Wilhelms des Zweiten sowie einen Besuch Napoleons zurückführten.

Im Naturschutzgebiet "Pillebachtal und Dernkamp"Wir folgen dem Ratinger Weg weiter bis zur Bergischen Landstraße, die wir überqueren, und queren gleich links die Gräulinger Straße. Nach wenigen Metern zweigt rechts ein Fußweg ab, der wieder mit der weißen Raute und dem D markiert ist. Rechterhand ist ein kleiner Spielplatz, unser Weg führt an der nächsten Gabelung geradaus weiter. Bruchwald mit Erlen, Eschen, Weiden und stehendem Wasser bestimmt nun die Vegetation am Rande des Wanderwegs - wir befinden uns im Naturschutzgebiet "Pillebachtal und Dernkamp". Auf dem Gebiet einer ehemaligen Tongrube, die die umliegenden Ziegeleien belieferte, wurde dieses 67 Hektar große Naturschutzgebiet 1996 ausgewiesen.

Wenn die Raute und das D nach links abzweigen, verlassen wir ihnen folgend den Hauptweg. Vor einem kleinen Hang kreuzt ein Weg, wir queren ihn und halten uns schräg links den Hang entlang, immer den Markierungen folgend. Der Weg wird bald schmaler und hält auf eine Straße zu. Kurz vor der Straße zweigt er allerdings links ab. Zunächst recht steil, dann gemächlicher geht es den Hang hinauf auf die Gerresheimer Höhen.

Der TrotzhofOben angekommen, treffen wir schließlich auf einen asphaltierten Weg, den Rotthäuser Weg, den wir nach rechts einschlagen (Raute und D führen weiter geradeaus, wir verlassen sie). Ein ganzes Stück folgen wir dem asphaltierten Weg, vorbei an Villen und Bauernhöfen. So erblicken wir linkerhand denTrotzhof aus dem 18. Jahrhundert, ihm gegenüber wachsen nebeneinander eine alte Esskastanie und eine Rosskastanie, die so einen guten Vergleich der beiden Kastanienarten erlauben.

Weiter führt der Weg an dem schon von weitem sichtbaren, aber nicht mehr in Betrieb befindlichen Gerresheimer Fernmeldeturm vorbei.

Der Rotthäuser Weg führt uns bis zum Gerresheimer Waldfriedhof. Bevor auf der linken Seite die Friedhofseinzäunung beginnt, führt ein Fußweg nach links dem Zaun entlang, dem wir folgen. Unterwegs stoßen wir wieder auf die weiße Raute, der wir nach rechts, stets weiter am Friedhofszaun entlang, folgen.

Es geht nun etwas bergab, linkerhand befindet sich eine mit Sauerampfer bewachsene Wiese mit Greifvogelstangen und Hochspannungsmasten, von hier haben wir auch einen schönen Blick auf Erkrath. Immer noch am Zaun entlang führt der Weg wieder hoch und in den Wald hinein. Bald passieren wir einen weiteren Friedhofseingang, der aber meist geschlossen ist, so dass eine Abkürzung durch den Friedhof nicht anzuraten ist.

Eine Weile später schließlich führt uns die Raute nach links den Hang hinunter und vom Friedhof weg. Hier treffen wir auch auf das N, das den Zugangsweg zum Naturfreundehaus markiert. Nun ist es nicht mehr weit bis zum Naturfreundehaus, das sich unten am Hang auf der rechten Seite befindet.

 
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