Einige gelungene Veranstaltungen 2010/2011

Auf dieser Seite wollen wir Berichte und Fotos von Veranstaltungen veröffentlichen, die wir besonders gelungen finden - als Erinnerung, für diejenigen, die dabei waren und als Anregung für andere. Da die gelungenen Veranstaltungen, die wir darstellen wollen, auch weiterhin immer mehr werden, haben wir nun auch die Veranstaltungen aus 2010 und 2011 auf diese eigene Seite ausgelagert.

 

NaturFreunde-LiteraturCafé

"Das Stigma - Edelweiß-Pirat" von Paulus Buscher am 28.02.2010

Vor über 40 interessierten Zuschauern las der Wuppertaler Naturfreund Wolfgang Weil am 28. Februar im Naturfreundehaus aus dem Buch "Das Stigma - Edelweiß-Pirat" von Paulus Buscher.

Wolfgang Weil bei der LesungBuscher stieß 1936 im Alter von 8 Jahren zur Wuppertaler Gruppe der "d.j.1.11" (Deutsche Jungenschaft vom 1.11.1929), die sich zur Bündischen Jugend zählte. Der Name "Edelweiß-Piraten" wurde nur von Gruppen am Rande der bündischen Jugend selbst benutzt, vielmehr haben die Nazis diesen Begriff zur Diffamierung der bündischen Jugend aufgegriffen. Gleichwohl war das Edelweiß, als Zeichen des Lebens und Erkennungszeichen dieser Gruppierungen bewusst gegen das Todessymbol des Hakenkreuzes gesetzt.

Paulus Buscher schreibt von seinen ersten Fahrten, mit Zelt und Lagerfeuer-Romantik, Liedern und Literaturrezitationen, enger Naturverbundenheit und Gemeinschaftsgefühl. Gerade dieses Wir-Gefühl als Gegensatz zum Egoismus und der Entfremdung in der Industriegesellschaft war es, was nicht nur die Wuppertaler Gruppe ausmachte.

Schnell aber wurde Paulus Buscher und seinen Freunden bewusst, was es heißt, sich gegen den Ungeist der nationalsozialistischen Gesellschaft zu stellen: immer häufiger wurden die Jugendlichen von der Hitlerjugend, der SA oder der Polizei angegriffen, kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Mit Verhaftungen und Folter versuchte die Staatsmacht, die Jugendlichen einzuschüchtern.

Aber auch auf Seiten der Bündischen Jugend wurde der Widerstand gegen den Faschismus immer entschiedener: neben Solidaritätsaktionen mit Sinti und Roma oder Parolen an Wänden wurden auch Mitglieder der Hitlerjugend angegriffen, so dass sich zeitweise kein HJler mehr alleine auf die Straße traute.

Sehr plastisch schildert Paulus Buscher, wie die Staatsmacht immer brutaler vorging, je weiter der Krieg voranschritt, wie aber auch die Jugendlichen sich immer verzweifelter wehrten. In den letzten Tagen des Krieges schließlich kämpften sie an der Seite der anrückenden alliierten Armee in einem offenen Kampf gegen die Wehrmacht, um dem Grauen des Krieges und des Faschismus ein baldiges Ende zu bereiten. Von 13 Kameraden aus Buschers engerem Umfeld erlebten 11 dieses Ende nicht mehr mit.

Mit den ergreifenden Textpassagen und erläuternden Kommentaren verstand es Wolfgang Weil, nicht nur die Fakten aus der damaligen Zeit wiederzugeben, sondern auch die Atmosphäre lebendig zu vermitteln. Lieder der bündischen Jugend aus dieser Zeit rundeten den Vortrag gelungen ab, einen Vortrag, der ein oft vergessenes Thema eindrucksvoll ins Bewusstsein rief

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"Hötter Erinnerungen" am 21.03.2010

von links: Günter Bischoff, Artur Knab, Norbert ZiegertDas Naturfreundehaus platzte an diesem Sonntagnachmittag fast aus allen Nähten: während zur Einstimmung Bilder und Filme von der Gerresheimer Glashütte gezeigt wurden, strömten die Besucherinnen und Besucher in Massen herbei. Mehr als 100 Interessierte drängten sich schließlich im Saal des Hauses, als Matthias Möller im Namen der NaturFreunde Düsseldorf, der Initiative "Gerresheim Süd verbinden" und der Diakonie Gerresheim die Gäste und die mitwirkenden Zeitzeugen auf dem Podium begrüßte. Hildegard Düsing-Krems führte dann in das Thema und seine Hintergründe ein und machte deutlich, dass nicht mehr viel Zeit bliebe, um angesichts des hohen Alters mancher Zeitzeugen an deren Erinnerungen teilhaben zu können. So sind mehrere Zeitzeugen, die im letzten Spätsommer noch am Straßenfest in der Meistersiedlung teilnahmen, mittlerweile leider verstorben.

von links: Erna Pietraszek, Artur Knab, Hildegard Düsing-KremsZu Beginn der Veranstaltung erzählten die Zeitzeugen zunächst, welche Erinnerungen sie persönlich mit der Glashütte verbinden. So berichtete Erna Pietraszek, Bewohnerin der Meistersiedlung der Glashütte, wie sie es erreichte, dass bei Betriebsjubiläen die Hütte die Kosten für das Festsessen übernimmt: als nämlich der Direktor kam, um ihrem Mann zum Jubiläum zu gratulieren, lud sie ihn anstatt zu einem Festessen zum gemeinsamen Gang in die Werkskantine ein. Natürlich nahm dieser nicht an, und so fand dann die Feier mit den selbstverständlich vorbereiteten Speisen nur im Kreise der Kollegen statt.

Der ehemalige Betriebsrat Artur Knab erzählte aus seinen Kindheitstagen, die er gerne am Naturfreundehaus verbrachte, und von seinem Engagement als Ringkampf-Trainer für Kinder und Jugendliche.

Otfried ReichmannOtfried Reichmann, der wohl profundeste Kenner der Geschichte der Glashütte, berichtete von den Nachkriegsjahren in der Hütte. Zwar war entgegen mancher Behauptungen auch die Glashütte im Krieg von Bomben beschädigt worden, dennoch begann bereits im Juli 1945 wieder die Produktion - aufgrund des starken Bedarfs vor allem mit Flachglas für Fensterscheiben, das normalerweise gar nicht auf der Hütte produziert wurde. Für die Beschäftigten waren 20 Einkochgläser, die es 1946 für jeden gab, eine wichtige Hilfe zum Überleben in dieser Zeit, konnten sie doch auf dem Land oder auch in Holland gegen Lebensmittel getauscht werden oder zum Transport der Lebensmittel verwendet werden. Holzabfälle, die die Arbeiter günstig von der Hütte kaufen konnten, halfen, über die kalten Winter zu kommen. Und wo das nicht ausreichte, half man sich selbst, indem man Holzbretter in die damals noch offen durchs Werksgelände fließende Düssel warf, um sie außerhalb des Werks wieder einzusammeln.

Günter Bischoff, ebenfalls Betriebsrat in der Hütte, erzählte vom großen Zusammengehörigkeitsgefühl und der selbstverständlichen gegenseitigen Hilfe unter den Arbeitern. Auch als die ersten Italiener ankamen, wurden sie nach anfänglicher Skepsis in die Solidaritätsgemeinschaft der Hötter aufgenommen. Dieses Solidaritätsgefühl weiterzugeben ist für ihn wichtiger als das bloße Erzählen von Geschichten.

Volle Reihen im NaturfreundehausIn die gleiche Kerbe hieb Norbert Ziegert, der letzte Betriebsratsvorsitzende, als er an die Kämpfe um die Schließung der Hütte erinnerte. Trotz mancher verbalen Solidaritätsadressen kam von Seiten der Politik nur wenig Unterstützung, auch der Petitionsausschuss des Landtags beispielsweise antwortete nur lapidar, er werde sich der Sache annehmen, hätte zur Zeit aber viel anderes zu tun. Nachdrücklich forderte er die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Gerresheim, denn der beste Sozialplan für die Beschäftigten ist ein Arbeitsplatz. Es sei immer nur ein Märchen gewesen, so ergänzte Günter Bischoff, wenn den Arbeitern von der Werksleitung gesagt wurde, sie würden ihre Arbeitsplätze sichern, wenn sie auf dieses oder jenes verzichteten.

von links: Günter Bischoff, Norbert ZiegertMit diesen Ausführungen ging es sozusagen direkt über zum zweiten Schwerpunkt der Veranstaltung, nämlich der Frage, welche Perspektiven sich die Anwesenden für das Glashüttengelände vorstellten. Vor allem die Schaffung von Arbeitsplätzen, antworteten Norbert Ziegert und Günter Bischoff unisono, denn nur so können Einkommen geschaffen werden und die wirtschaftliche Situation so verbessert werden, dass das untere Gerresheim eine Zukunft hat. Und am besten ergreifen die Anwohner selbst die Initiative dazu, denn von offizieller Seite sei hier wenig zu erwarten. Zumindest nicht kurzfristig, ergänzte Otfried Reichmann, denn der Zeitplan für die Bebauung des Geländes bewegt sich im Rahmen von etwa 15 Jahren.

Auch die Frage der denkmalgeschützten Gebäude auf dem Glashüttengelände wurde angesprochen. Eine Nutzung der Gebäude komme wohl vor der weitgehenden Erschließung des restlichen Geländes kaum in Frage, schätzte Otfried Reichmann ein, und er hoffe, dass die Gebäude so lange erhalten blieben. Uwe Koopmann, ehemaliges Mitglied der Bezirksvertretung, stellte an die Anwesenden den Antrag, an die Verantwortlichen der Glashütte zu appellieren, dass die historischen Gebäude erhalten bleiben sollen und die notwendigen Investitionen hierfür getroffen werden. Die große Mehrheit des Publikums schloss sich diesem Antrag an.

Mit einem weiteren Film über die Glashütte schloss dieser äußerst interessante Nachmittag offiziell ab, in mehreren Einzelgesprächen wurden die Diskussionen jedoch fortgeführt. Und es war garantiert nicht die letzte Gelegenheit, die Geschichte der Glashütte und ihrer Beschäftigten aufzuarbeiten und zu dokumentieren.

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Südafrikatag am 18.04.2010

Zugegeben: es hätten etwas mehr als nur 65 Besucherinnen und Besucher sein dürfen, aber wer nicht da war, hat definitiv was verpasst auf unserem Südafrikatag im Naturfreundehaus.

Norbert BremenAm Vormittag nahm uns der Biologe Norbert Bremen auf eine Reise durch Südafrika mit - startend im Nordosten, quer durch das Land zur Südwestküste und dann entlang der Garden Route an der Küste. Sehr lebhaft und anschaulich erzählte Norbert Bremen, und wir erfuhren vieles, was in Reiseführern oder Fernsehdokumentationen so nicht zu sehen ist. So scheute er sich auch nicht, einmal zu zeigen, was man von den Tieren wirklich sieht im Normalfall - das ähnelte dann oft eher einem Suchbild. Trotz allem: beeindruckende Tieraufnahmen von Elefanten, Straußen, Löwen oder Gazellen, aber auch von Robben, Haien und Delphinen bekamen wir auch zu sehen. Und natürlich auch gelungene Pflanzenaufnahmen mit vielen exotischen Blüten. Aber auch hier gilt: weite Teile Südafrikas sind meist eher graubraun und unscheinbar, was die Vegetation angeht - um dann aber schlagartig zu ergrünen, wenn der Regen fällt.

Schöner anzuschauen sind daher oft die Gehege und Reservate, mit denen sich manche Farmer noch etwas zusätzlich Geld im Tourismus verdienen, aber auch die Gärten von Hotels oder auch Vergnügungsparks wie Sun City. Vergleicht man aber die Übernachtungspreise in solchen Anlagen mit dem durchschnittlichen Jahresverdienst eines schwarzen Südafrikaners (der ist in der Regel geringer), so kann einem aber auch schnell das Vergnügen vergehen. Und dennoch ist Südafrika für viele Bewohner der umliegenden Ländern schon so etwas wie das Paradies, entsprechend viele Flüchtlinge kommen ins Land und hoffen auf ihre Chance, zum Beispiel in der Tourismusbranche, im Bergbau oder in Fabriken.

Wie es im Bergbau zugeht und unter welch gefährlichen Bedingungen dort Diamanten gewonnen werden, konnte Norbert Bremen aus eigenem Erleben bei einer Besichtigungstour erzählen: von unten werden Sprengladungen in die diamanthaltigen Schlote angebracht, um mit einer Sprengung ein Nachrutschen des Pfopfens zu erreichen, derweil man in einem "sicheren" Raum unter Tage das Ergebnis abwartet.

Erdnusseintopf und RotweinKurzum - vieles und interessantes hatte Norbert Bremen zu erzählen, und wenn sich beim Publikum nicht langsam der Hunger gemeldet hätte, hätte der Vortrag auch noch eine Weile weiter gehen können.

SpringbockSo aber stand als nächster Punkt ein südafrikanischer Erdnusseintopf auf dem Programm: dieser vegetarische Eintopf aus Kohl, Mais, Kidneybohnen und Karotten, abgeschmeckt mit Erdnussbutter, Mangosaft und Kreuzkümmel und verfeinert mit frischen Erdnüssen begeisterte alle, die ihn probierten. Dazu gab es natürlich roten oder weißen südafrikanischen Wein und als besonderes Schmankerl noch "Springbock". Wer diesen Cocktail aus cremigem Amarula und grünem Pfefferminzlikör noch nicht getrunken hat, mag sich vielleicht nicht vorstellen können, dass das überhaupt zusammenpasst und schmeckt. Tut es aber, und wie!

Neben Essen und Trinken ließ sich die Mittagspause aber auch gut nutzen, um sich am Stand des Vereins "Vezuthando" über ihr Projekt "Zimele" zu informieren, eine Initiative für Frauen, die sich zu Handwerksgruppen zusammenschließen und so selbständig Einkommen generieren. Zimele heißt in der Sprache der Zulu soviel wie "Auf eigenen Beinen stehen" - und das ist das Hauptanliegen dieses Projekts, das seit 2006 vor Ort in den ländlichen Regionen Kwa-Zulu Natals arbeitet. Neben Informationen gab es auch einige Produkte wie Taschen oder Perlenarmbänder zu erwerben, mit deren Verkauf das Projekt unterstützt wird.

Oder man genoss das schöne Wetter im Freien, bis die Gruppe Togovio traditionelle südafrikanische Musik, aber auch bekanntere Stücke wie "The Lion sleeps tonight" spielte. Unterstützt von vier Trommlern begeisterte die Sängerin mit ihrer tollen ausdrucksvollen Stimme, gefühlvolle Balladen wechselten sich ab mit wilden Trommeleinlagen. Da die Stimmung, die die Gruppe rüberbrachte, sich ohnehin nur schwer beschreiben lässt, lassen wir einfach noch ein paar Bilder sprechen:

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Ein Tag aus der Bergwanderfreizeit im Pfelderer- und Passeier-Tal

Naturpark Texelgruppe, Südtirol vom 21.08. bis 04.09.2010

Neuschnee im August lässt die Berge hinter dem noch1. September 2010: Seit vorgestern haben wir Winter - Schneefall bis 1700m, wir wohnen in Zeppichl 1700m hoch. Der Höhenweg Zwickauer Hütte zum Eisjöchl ist gesperrt, die „Hohe Wilde“ schon vor dem Schnee wegen Steinschlaggefahr verbotenes Terrain.

Heute um 6 Uhr minus 1 Grad, wolkenloser blauer Himmel, der halbe Mond und der Jupiter über dem Gipfel der „Hohen Wilde“. Munter hüpft der kleine Schneehase im eingezäunten Domizil und knabbert neugierig an meinem Handschuh. Gymnastik mit Wollmütze, Fäustlingen, Pullover und Start um kurz vor 8 Uhr - der frühe Bus von Pfelders um 8.16 Uhr bringt uns nach Moos, wir steigen um in den Bus nach Stuls - das von Karin und Charlotte entdeckte Bus-Wochenticket (nur 7 €!) für alle Touren in der Gegend ist ein Volltreffer und wird täglich mehrmals genutzt.

In der Sonne steigen wir von Stuls auf zur Hochalm im Schnee und bewundern einen großen bunten Falter. Michael entdeckt eine Orchidee, die reifen Himbeeren am Wegrand schmecken nach Frost. An der Hochalm kegeln wir auf einer maroden Freiluftbahn, Uda trifft gut! Karin spendiert Hochprozentiges. Wir torkeln abwärts, machen rasch noch einen Gipfel - wo Michael Ingwerstäbchen spendiert - Karin will Michael „waschen“ und rutscht in den Schnee. Wulf muss sich wehrlos viele Schneebälle gefallen lassen - wo er steht, ist alles in der Sonne weggetaut. Uda rennt im Wahnsinnstempo runter nach Stuls - hatte sie nicht Knieschmerzen?

Eine Gottesanbeterin in Meran, 6 Zentimeter undGegen 14 Uhr sind wir unten, die Stulser Barockkirche mit der schmucken kleinen restaurierten Orgel erlebt Unerhörtes: Uda singt „Lobet den Herren“ mit schlankem Sopran, Karin mit sanfter Altstimme „Geh‘ aus mein Herz und suche Freud“ und der volltönende geschulte Bass von Michael intoniert „We shall overcome“. Ich begleite an der Orgel, im Principalregister.

Während die anderen in Moos den Milchautomaten aufspüren, schaffen Uda, Michael und ich es noch rechtzeitig zum Passeier-Museum am Sandwirthaus in St. Leonard - Dank sei dem Bus! Nach Vertilgung von Eisschokolade und Käsesahnetorte (Michael), Eisschokolade (ich) und Eishörnchen (Uda) sehen wir den ulkigen Andreas-Hofer Film, staunen über die Fülle der alten Urkunden und Kleider aus der Napoleonzeit und erwischen noch den Bus mit Ankunft 17.45 Uhr in Pfelders - beim Abendessen um 18 Uhr im Gasthof „Pöhl“ treffen wir uns alle beim Salatbuffet wieder - auch Ilja ist jetzt dabei, er entdeckte und fotografierte auf einem Ausflug nach Meran eine Gottesanbeterin.

Volker Götz, Bilder Ilja Keseberg

Einen Bericht und Bilder von allen Tagen gibt es demnächst auf der Homepage von Ilja Keseberg.

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Mit der Familiengruppe in die Pilze am 25.09.2010

Anschauliche Erklärungen vom Pilzsachverständigen Herbstzeit - Pilzezeit! Um einmal etwas mehr Pilze als Fliegenpilze oder Zuchtchampions kennen zu lernen, lud die Familiengruppe den Pilzsachverständigen Jürgen Schnieber vom Garten-, Friedhofs- und Forstamt ein, uns etwas von seinem reichhaltigen Wissensschatz zu vermitteln. Und so zogen wir mit etwa 20 Personen am 25.09. gemeinsam in den Wald ums Naturfreundehaus, um uns auf die Suche nach Pilzen zu begeben.

Der Erdstern - ein besonderer PilzWeit mussten wir nicht laufen, denn bereits auf dem Gelände des Naturfreundehauses konnte uns Jürgen Schnieber die ersten Pilze zeigen. Nicht für jeden auf den ersten Blick als Pilz einsortierbar war der Erdstern: bei diesen stiellosen Pilzen platzt die Außenhülle auf und ein sternförmiger Kragen umgibt die innere Hülle mit den Sporen. Wie ein Vulkan verteilt der Pilz dann seine Sporen in der Luft, wenn man auf diese innere Hülle drückt.

Der Fliegenpilz durfte auch nicht fehlen...Durch solch interessanten Pilze konnte Jürgen Schnieber unser Interesse so richtig wecken, und so streiften Alt und Jung links und rechts des Weges aus, um Pilze zu suchen und zu präsentieren. Schnell konnte unser Pilzspezialist sagen, um welchen Pilz es sich handelte und woran man ihn erkennen kann. Auch so manche Besonderheit dieser oder jener Pilzart lernten wir auf diese Weise kennen.

Herbstlorchel im GegenlichtAm erstaunlichsten für uns war aber der Artenreichtum alleine in der Umgebung des Naturfreundehauses: innerhalb von nicht einmal drei Stunden haben wir 50 verschiedene Pilzarten zusammentragen können, die wir - gleichsam als Wiederholungsübung für alle - im Naturfreundehaus nochmal mit Jürgen Schnieber systematisch betrachteten.

Vorher jedoch gab es erst mal eine Stärkung, passend zum Anlass natürlich Pilze. Diese hatten wir allerdings bereits vorher gekauft - schließlich war unsere Pilzexkursion ja nicht auf das massenhafte Sammeln von Speisepilzen ausgelegt, sondern auf das Kennen lernen der verschiedenen Arten.

Reiche Ausbeute einer ExkursionZum Abschluss dieses unheimlich lehrreichen Tages präsentierte uns Jürgen Schnieber noch einige Bilder von Pilzen, die wir auf unserer Exkursion nicht zu sehen bekamen - wachsen doch manche dieser Pilze bereits im Februar oder aber in anderen Regionen. Viele wirklich schöne Pilze bekamen wir dabei zu sehen, in prächtigen Farben oder Formen bringen die Pilze ihre Fruchtkörper ans Tageslicht, vergängliche Pracht für einige wenige Tage.

Natürlich sind wir am Ende des Tages nicht als Pilzkenner nach Hause gekommen. Aber die ein oder andere Pilzart hat sich bei uns doch ins Gedächtnis gegraben, und sicher gehen wir mit viel offeneren Augen durch den Wald, auf Ausschau nach den Pilzen unserer Umgebung.

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Seniorenwandern am 24.03.2011

Horst K. wirkt aufgeregt: "Vorsicht Zug!" ruft er seinen KollegInnen hektisch zu. Einige drehen sich tatsächlich um auf der verschlafenen Waldlichtung, schauen verwundert. Der rüstige 1938er Jahrgang winkt verschmitzt ab: "Doch nicht." Horst K. ist einer von 26 SeniorInnen der Düsseldorfer NaturFreunde, die an diesem Nachmittag einen verlassenen Wanderweg entlang stapfen und sich prächtig amüsieren.

Damit sind er und seine Wanderkumpanen bestes Beispiel dafür, dass mit dem Ruhestand keine Ruhe im Sozialleben einkehrt. Das bunte Grüppchen aktiver Senioren gibt praktisch die Ergebnisse des "Deutschen Alterssurveys" wieder für den 2008 rund 6000 Menschen befragt wurden. Daraus geht hervor, dass die "zukünftigen Alten" länger gesund und sozial engagierter sind als jemals zuvor.

Gut gelaunt wirkt auch Renate S., genannt Nanni, mit ihren 77 Jahren topfit, während sie über einen Baumstamm klettert, der den Weg versperrt. "Das war nicht immer so", erklärt die pensionierte Grundschullehrerin. "Letztes Jahr bin ich beim Wandern gestürzt und habe mich an der Schulter verletzt. Danach war erst mal Schluss." Nach zwei OPs und einer Metallplatte in der Schulter habe sie sich erholt und damit großes Glück gehabt.

Denn wie das Robert Koch Institut festhält, sterben bis zu 50% der Patienten in höheren Altersstufen, die wegen einem Sturz stationär behandelt worden sind innerhalb des Folgejahres. Nicht so Nanni, die nebenbei wieder ehrenamtlich im Kindergarten Geschichten vorliest. "Ich hab doch jeden Tag Urlaub, warum soll ich verreisen?"

Helga P. (77) ist wie Nanni seit gut 13 Jahren bei den Naturfreunden. "Ich hab doch jeden Tag Urlaub, warum soll ich verreisen?", antwortet sie auf die Frage, ob sie nicht lieber mal richtig wegfahren möchte. Und Marika B.(78) wirft ein, früher sei sie gerne in den Süden nach Griechenland geflogen, heute reiche ihr das wöchentliche Wandern. Eine Aussage, die nicht unbedingt finanziell begründet ist. Wie Bundesfamilienministerin Kristina Schröder bei der Vorstellung des sechsten Berichtes zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik im November 2010 bekräftigte, stünden die Älteren in Deutschland derzeit finanziell recht gut dar. Dennoch müsse man beobachten, dass die Kluft zwischen Arm und Reich größer werde.

"Früher gab's nicht viel zu Lachen, deshalb wird's jetzt Zeit." Als Kriegsjahrgang 1942 erklärt Bärbel W. sei sie ihrer Zeit zu dünn für die Schule gewesen, deshalb sammle sie heute noch gern Esskastanien auf den gemeinsamen Wanderungen.

Nanni dagegen schmunzelt, dass man im Alter fröhlicher werde. Sie hat zuletzt an einem Buch mit dem Titel "Tauschen, Klauen, Kohldampf schieben. Essgeschichten 1920-1965" mitgeschrieben und bestätigt neben ihrem Humor ein weiteres Mal Engagement.

"Das Alter ist zu cool, das hält nicht an für uns." hat Bärbel W. an der Straße resümiert, als keiner der Autofahrer für den Rentnertrupp hat bremsen wollen. Inzwischen lassen sie und die anderen ihre Wanderung bei Kaffee und Kuchen gelassen ausklingen.

Abgesehen von ihnen gegenüber schlecht gesonnenen Autofahrern zeigt die Seniorengruppe der NaturFreunde, dass sie keineswegs zu "uncool" für die aktive Teilhabe am Leben ist und in ihrem Hobby ein Rezept für das gemeinsame Fitbleiben im Alter gefunden hat. Regelmäßiges Wandern stärkt schließlich das Kreislaufsystem und verbessert die Abwehrkräfte. Nicht zuletzt schafft die beieinander verbrachte Zeit seelisches Wohlbefinden.

Das weiß auch Gabi H. (Name geändert), ehrenamtliche Helferin des Luise-Von-der-Heyden-Pflegeheims in Wülfrath. Sie bestätigt, dass selbst Senioren, die alleine nicht mehr klarkommen, aufblühen durch Aktivitäten in der Gruppe, wie der Teilnahme an Heimwerkerrunden oder gemeinschaftlichen Abendcafés.

Dieser aufsichtsbedürftigen Phase ihres Lebens sind die Naturfreunde noch weit voraus. Sie treffen sich jede Woche zum Erkunden der Nachbar-Regionen Düsseldorfs und regen neben der eigenen Bewegung die Gesundheitsförderung anderer alter Menschen zusätzlich an: "Man muss sich einfach trauen und mitmachen", sagt Helga P. zum Abschied. - "Jeder ist bei uns willkommen!"

Nadja Brass

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