Einige gelungene Veranstaltungen der letzten Zeit

Auf dieser Seite wollen wir Berichte und Fotos von Veranstaltungen veröffentlichen, die wir besonders gelungen finden - als Erinnerung, für diejenigen, die dabei waren und als Anregung für andere.

Der besondere Abend: Wunderwelt Totholz am 17.03.2023
Der besondere Abend: Aktuelles aus der Arbeit der Biologischen Station Haus Bürgel am 03.02.2023
Der besondere Abend: "Einsparen, energetisch sanieren, auf Erneuerbare umstellen - Wie können wir unseren Energieverbrauch senken?" am 04.11.2022
NaturFreunde-LiteraturCafé: 60 Jahre - wie Deutschland zur Heimat wurde am 23.10.2022
Der besondere Abend: Politisch Inhaftierte "Auf der Ulm" in der Nachkriegszeit am 23.09.2022
Unser Teich wird zum Amphibienparadies am 17. und 24.09.2022
Wunderwelt Amphibien am 22.04.2022
Infostand beim Open Space am 22.01.2022
100 Jahre NaturFreunde Düsseldorf in einem Buch
Weitere Veranstaltungsberichte
 

100 Jahre NaturFreunde Düsseldorf in einem Buch

Viele Jahre intensiver Arbeit hat es gekostet, aber nun liegt sie vor: die Chronik über die ersten 100 Jahre der NaturFreunde Düsseldorf, von 1912 bis 2012. Sichten und Sortieren des umfangreichen Archivs, Zusammentragen der wichtigsten Ereignisse und schließlich die druckreife Gestaltung des Buchs - stellvertretend für die Mitglieder insbesondere der "Gruppe Mitte", die dieses umfangreiche Werk zusammen getragen haben, seien Kurt Niessen und Ernst Steller genannt.

Angefangen von der Zeit der Gründung 1912 bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 werden in dem Buch wichtige Ereignisse der NaturFreunde in Düsseldorf zusammengetragen. Aber nicht nur Jahreszahlen und Fakten haben die VerfasserInnen zusammengetragen, auch viele eigene Erinnerungen an gemeinsame Fahrten und Wanderungen fließen in das Buch ein. Den vielfältigen Aktivitäten der Gruppe Natur- und Heimatkunde/Umweltschutz ist ein eigenes Kapitel des Buches gewidmet. So zeichnet diese Chronik ein lebendiges Bild des NaturFreunde-Lebens in Düsseldorf. In Gedichtform verarbeitete Portraits einiger Mitglieder oder Schilderungen kurioser Ereignisse runden das Buch ab.

Die Chronik der NaturFreunde Düsseldorf ist übrigens bereits der dritte Teil einer Reihe, die beiden ersten Bände schildern die Geschichte der vier Düsseldorfer Naturfreundehäuser und der in Düsseldorf stets besonders aktiven Gruppe Natur- und Heimatkunde/Umweltschutz.

Interessierte können die Chronik zum Selbstkostenpreis von 15,- Euro erwerben, die Bestellung kann per Mail an info@naturfreunde-duesseldorf.de erfolgen.

 
Wanderung 1913 im Sauerland   Volkstanz 1947 auf der Königsallee

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Open Space in der Kunstsammlung NRW

Infostand mit Ausstellungen am 22.01.2022

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Open Space" in der Kunstsammlung NRW hatten auch Vereine und Initiativen die Möglichkeit, sich und ihre Angbote zu präsentieren. Diese Möglichkeit haben wir natürlich gerne genutzt und waren gemeinsam mit den Fridays-For-Future-Gruppierungen und dem Mosaik e.V. am Samstag, 22.01. in der Kunstsammlung präsent.

Neben einen Infotisch mit vielen Materialien zu unseren Inhalten und Angeboten (z.B. die tollen Infomaterialien aus den Projekten ProInsekt und LebensRäume) haben wir zwei Ausstellungen mitgebracht.

Von der Bundesgruppe haben wir uns die interaktive Ausstellung über virtuelles Wasser ausgeliehen. Virtuelles Wasser ist das Wasser, das wir indirekt verbrauchen bei der Herstellung von Lebensmitteln, Kleidung,... - und dies ist ein Vielfaches mehr als das Wasser, das wir direkt in unseren Haushalten verbrauchen. Aber es gibt auch Möglichkeiten, diesen Verbrauch an virtuellem Wasser durch bewusste Verbraucher*innen-Entscheidungen zu reduzieren. Anschaulich wurde dies anhand möglicher Einkäufe, für die dann jeweils eine entsprechende Menge "Wasser" in ein Gefäß geschüttet wurde. Der Vergleich dieser Wassermenge mit Badewannenfüllungen machte die enorme Menge verbrauchten virtuellen Wassers dann anschaulich. Auf einigen Aufstellern hatten wir dazu dann entsprechende Hintergrundinformationen.

Und vom Landesverband haben wir die Ausstellung "Pestizide - Gefahr für Mensch und Umwelt" ausgeliehen. Anschaulich werden in dieser Ausstellung die Auswirkungen von Pestizideinsätzen auf die Gesundheit von Menschen und Tieren, auf die Artenvielfalt oder auf die Beschaffenheit von Gewässern deutlich gemacht. Natürlich werden auch Alternativen zum Pestizideinsatz aufgezeigt: naturnahe Landwirtschaft, die auf solche Gifte weitgehend verzichten kann, oder die mechanische Beseitigung unerwünschter Pflanzen.

Wenn wir uns auch über noch ein paar mehr Besucher*innen gefreut hätten, so haben wir doch einige gute Gespräche geführt und die NaturFreunde gut in der Öffentlichkeit präsentiert.

       

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Wunderwelt Amphibien

Vortrag von Farina Graßmann und Planungen zum Amphibienschutz am 22.04.2022

Die NaturFreunde Düsseldorf möchten im Rahmen des von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW geförderten Projekts "LebensRäume - Ökosysteme verstehen und schützen" an ihrem Naturfreundehaus etwas für den Schutz von Amphibien tun. Ein etwas in die Jahre gekommener und von Laub schon etwas zugesetzter Teich auf dem Gelände des Naturfreundehauses soll wieder "ertüchtigt" werden, um einen Lebensrum für Amphibien zu bieten.

Zu diesem Zweck wollten wir uns zunächst einmal über die heimischen Amphibienarten informieren, und wen hätten wir besseres als Referentin bekommen können als Farina Graßmann, die in ihrem neu erschienenen Buch "Wunderwelt heimische Amphibien" alle 20 in Deutschland vorkommenden Amphibienarten porträtiert hat.

Mit eindrucksvollen Fotos stellte Farina uns viele der Amphibienarten vor und wusste auch viele interessante Hintergrundinformationen zu diesen Tieren zu erzählen. So vom Feuersalamander, der alte Laubwälder mit viel Totholz liebt, aber leider immer seltener wird, da ihm der "Salamanderfresserpilz" Bsal sehr zu schaffen macht. Oder auch vom Alpensalamander, der als einzig heimischer Lurch die Larven im Mutterleib heranreifen lässt und erst die "fertigen" Tiere zur Welt bringt.

Viele Amphibienarten begeistern auch durch ihre Färbung, so der Bergmolch mit seinem orangeroten Bauch oder der Moorfrosch, deren Männchen sich zur Paarung himmelblau färbt. So vielfältig das Aussehen, so vielfältig auch die Lebensräume der Amphibien: die Kreuzkröte lebt z.B. in pflanzenarmen, kargen Bereichen wie ehemaligen Steinbrüchen, die Knoblauchkröte hingegen mag eher lockeren Boden, in dem sie sich eingraben kann. Wichtig ist aber stets ein Gewässer - je nach Art ein Bach, ein Teich oder auch mal nur eine Pfütze, in die z.B. die Gelbbauchunke ihre Eier ablegt. Denn die Larven der Amphibien entwickeln sich nur im Wasser, und auch die erwachsenen Tiere benötigen genug Wasser, um nicht auszutrocknen und genug Sekrete produzieren zu können.

Farina ging auch immer wieder auf die Gefahren ein, die den Amphibien das Leben in Mitteleuropa schwer machen: der Autoverkehr, dem viele Amphibien auf dem Weg zu ihren Laichplätzen zum Opfer fallen, aber auch das vermehrte Austrocknen von Gewässern durch den Klimawandel, Ackergifte oder artenarme, monotone Wirtschaftswälder.

Solchermaßen mit Hintergrundinformationen versorgt und hochmotiviert gingen wir dann an die Planung für den Teich am Naturfreundehaus. Prinzipiell ist er gut geeignet, da der Wald nahe ist und auch viel Totholz auf unserem Gelände Unterschlupf bietet und Blütenpflanzen Insekten - für viele Amphibien die bevorzugte Nahrung - anlocken. Aber er muss eben erst mal von den vielen vermoderten Blättern befreit werden, die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben. Denn diese Vermoderungsprozesse entziehen den Teich Sauerstoff und führen stattdessen Faulgase zu - beides für Amphibien äußerst abträglich. Die beste Zeit für die Sanierung des Teiches, so erklärte Farina, ist der September, da bis dahin alle Larven den Teich verlassen haben, aber noch keine Amphibien zum Überwintern in den Teich gegangen sind.

Außerdem wollen wir den Teich noch mit einer Flachwasserzone mit Steinen (die auch eine Ausstiegshilfe für die Amphibien bilden) sowie sauerstoffbildenden Wasserpflanzen aufwerten.

Mit großer Motivation gingen wir an diesem Abend auseinander und danken Farina auch an dieser Stelle nochmal für ihren hervorragenden Vortrag und die wertvollen Infos, die sie uns geben konnte.

   

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Unser Teich wird zum Amphibienparadies

Praktischer Naturschutz am 17. und 24.09.2022

Schon ein paar Jahrzehnte existiert unser Teich oberhalb des Naturfreundehauses. Aber im Laufe der Jahre hat er sich ziemlich mit Blättern und Modder zugesetzt. Ihn wieder zu einem wertvollen Lebensraum für Amphibien auszubauen war daher das Ziel unserer Aktion, die wir im Rahmen des von der Stiftung Umwelt und Entwicklung geförderten Projekts "LebensRäume - Ökosysteme verstehen und schützen" durchgeführt haben.

Zunächt einmal musste der ganze Bodensatz aus dem Teich rausgeschaufelt werden und die Lilien, die einen großen Teil der Teichfläche zugewuchert hatten, etwas zurückgestutzt werden. Mit Schaufel und Forke "bewaffnet" machten wir uns am 17.09. ans Werk. Den herausgeholten Schlamm und vermoderte Blätter lagerten wir zunächst einmal in der Nähe des Teichrands, damit Larven, die sich vielleicht darin verborgen haben, wieder zurück in den Teich gelangen können. Schaufel für Schaufel wurde der Teich wieder größer und tiefer, bis wir fast überall auf die ursprüngliche Lehmschicht des Teiches gestoßen sind, die die darunterliegende Folie bedeckt und schützt.

Am darauffolgenden Samstag ging es dann an die Gestaltung des Teichs. Zunächst einmal haben wir den Schlamm und die Blätter etwas weiter vom Teichrand weg platziert, damit nicht der nächste Regen sie wieder in den Teich spült. Mit Kies haben wir dann zwei Flachwasserzonen gestaltet und mit Holz und Steinen Ausstiegshilfen für die Amphibien geschaffen. Totholz am Teichrand soll zusätzliche Unterschlupfmöglichkeiten für die Amphibien schaffen.

Und zum Schluss wurden die bestellten Wasserpflanzen eingepflanzt: Ähriges Tausendblatt, Hornblatt, schwimmendes Laichkraut und Wasserfeder sollen durch ihre Sauerstoffproduktion dafür sorgen, dass der Teich künftig mehr Sauerstoff enthält. Allerdings war das noch mit etwas Aufregung verbunden: nachdem am Vortag die Paketzustellung kurz vor Erreichen des Naturfreundehauses aus irgendwelchen Gründen abgebrochen wurde, wollten wir an diesem Tag ganz sicher gehen, dass uns das Paket der Firma Teichmann zugestellt wurde. Also verfolgten wir online, wo der Paketdienst gerade rumfährt und versuchten, ihn rechtzeitig abzupassen. Letztendlich erfolgreich, so dass wir das Paket in Empfang nehmen und auspacken sowie die Pflanzen im Teich verteilen konnten.

Nun fehlen nur noch die Amphibien, die den neuen Lebensraum besiedeln und zur Laichablage nutzen. Aber da sind wir ganz zuversichtlich.

Der Teich vorher    
     
 
     
 

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Der besondere Abend: Politisch Inhaftierte "Auf der Ulm" in der Nachkriegszeit

Vortrag von Gisela Blomberg am 23.09.2022

Nicht nur in der Zeit des Faschismus, sondern auch in der Nachkriegszeit saßen politisch links denkende Menschen, vor allem Kommunist*innen, im Düsseldorfer Gefängnis "Ulmer Höh" ein. Hanna Eggerath, die eine von ihnen war, stellte in einer Broschüre die Lebensgeschichten und die Haftaufenthalte dieser Menschen zusammen. Die Historikerin Gisela Blomberg stellte auf Basis dieser Broschüre in ihrem Vortrag am 23.09. im Rahmen unserer Reihe "Der besondere Abend" die in den 50er und 60er Jahren stattgefunden habenden politischen Prozesse, die verhängten Urteile und die betroffenen Menschen vor.

Etliche der Verurteilten waren auch schon während des Faschismus "Auf der Ulm" inhaftiert, und auch einige der Richter, die die Urteile sprachen, waren bereits während des Faschismus aktiv - auf diese traurige Kontinuität wies der Vorsitzende, Matthias Möller, in seiner Begrüßung hin. Weiterhin erinnerte Matthias Möller an unser aktives NaturFreund-Mitglied Helmut Neunzig, der diesen Vortrag angeregt und vorbereitet hatte und der in der Vorwoche leider verstorben ist.

Grundlage der politischen Verfolgung waren der Adenauer-Erlass von 1950 und das 1. Strafänderungsgesetz von 1951, das "Hochverrat" und "Staatsgefährdung" zu Straftaten erklärte. Auf dem Papier sich gegen linke und rechte Gruppierungen richtend, wurden die Vorschriften in der Praxis allerdings mit Vorliebe gegen links angewandt. Als erste Organisation wurde 1951 die Freie Deutsche Jugend (FDJ) verboten, ihr Engagement gegen die Wiederbewaffnung und die Teilnahme an Weltjugendfestspielen wurden als "gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung gerichtet" angesehen.

In den Folgejahren fanden dann etliche Prozesse gegen FDJ-Mitglieder aufgrund ihrer politischen Betätigung statt, auch einige NaturFreunde-Mitglieder waren davon betroffen. Die Zeit zwischen Verhaftung und Urteil mussten sie meist in Untersuchungshaft in den kleinen, spartanisch ausgestatteten Zellen auf der Ulmer Höh verbringen. Mehrere Monate Haft wegen "Geheimbündelei" oder "Rädelsführerschaft" waren dann oft die Urteile gegen die jungen Menschen, teilweise auf Bewährung unter Anrechnung der Zeit der Untersuchungshaft.

Auch wer nicht Mitglied der KPD oder der FDJ war, geriet schon mal in das Visier der Staatsgewalt, wie der Prozess gegen das Friedenskomitee der Bundesrepublik im Jahr 1959 zeigte. "Die Friedensbewegung beabsichtigt, die verfassungsgemäße Grundordnung der BRD zu beseitigen" und "das Friedenskomitee ist eine kommunistische Tarnorganisation" - so lautete die Urteilsbegründung gegen die 7 Angeklagten unterschiedlicher politischer Weltanschauung, die eines einte: sie wollten vor der drohenden Kriegsgefahr warnen.

Auch 15 Kandidat*innen aus Düsseldorf, die nach dem KPD-Verbot 1956 bei der Landtagswahl 1958 auf einer unabhängigen Liste kandidierten, fanden sich 1959 vor dem Düsseldorfer Landgericht wieder und wurden zu hohen Strafen verurteilt. Unter anderem das Eintreten gegen Atomwaffen im Wahlaufruf der Gruppierung wurde von der Staatsanwaltschaft als "verfassungsfeindliche Zielsetzung" und "Staatsgefährdung" angesehen.

Mit einer lebhaften Diskussion, bei der einige der Anwesenden auch noch aus eigenen Erinnerungen beitrugen, ging dieser sehr interessante Abend zu Ende.

Hier noch ein Interview mit Hanna Eggerath in der Jungen Welt zu diesem Thema.

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NaturFreunde-LiteraturCafé: 60 Jahre - wie Deutschland zur Heimat wurde

Lesung mit Nihat Öztürk am 23.10.2022

Eigentlich hätte das Thema wesentlich mehr Besucher*innen verdient gehabt: Nihat Öztürk, ehemaliger Geschäftsführer der IG Metall Düsseldorf, las aus dem Buch "60 Jahre - wie Deutschland zur Heimat wurde", das angesichts des 60-jährigern Bestehens des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens von Özcan Mutlu herausgegeben wurde. 28 Menschen, die selbst oder deren Eltern aus der Türkei nach Deutschland kamen, stellen in diesem Buch ihre Lebensgeschichte vor. Auch Nihat Öztürk selbst gehört zu diesen Menschen - nachdem den Herausgebern kurz vor Fertigstellung des Buches auffiel, dass Arbeitnehmervertreter*innen in dem Buch noch gar nicht vorkamen, sprachen sie ihn über die IG Metall auf einen Beitrag an.

Als rein subjektive Auswahl stellte Nihat Öztürk zunächst einige der Porträtierten vor, so z.B. Ugur und Özlem Sahin, die Gründer*innen von Biontech, Aygul Özkan, ehemalige Ministerin in Niedersachsen, oder die Herzchirugin Dilek Gürsoy, deren alleinerziehende Mutter (der Vater starb früh) ihr als Hilfsarbeiterin Gymnasium und Medizinstudium finanziert hat. Das Engagement und die Kämpfe der ersten und zweiten Generation von Migrant*innen haben aber nicht nur ihr eigenes Leben verändert, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes, z.B. bei den Löhnen oder im Ausländerrecht. Sicher gibt es hier noch vieles zu tun, aber verglichen mit der Situation vor 60 Jahren ist doch einiger Fortschritt passiert.

Nihat ÖztürkAnschließend las Nihat Öztürk aus seiner eigenen Lebensgeschichte vor und ergänzte die Lesung mit weiteren Episoden seines abwechslungsreichen Lebens. Aufgewachsen in einem kleinen Ort nahe der türkischen Grenze war er der erste seiner Familie, der überhaupt zur Schule gehen konnte - erst als er 6 war, gab es zumindest im Nachbarort eine Schule und er gehörte zum ersten Jahrgang dort. Mit 18 kam er dann nach Deutschland, zuerst ins fränkische Bad Windsheim, wo auch sein Vater schon arbeitete und er unter miserablen Bedingungen in einer Eisengießerei arbeitete. Auf einer Informationsveranstaltung der IG Metall lernte er bald, dass es auch anders gehen könne, mit Tariflöhnen und fairen Arbeitsbedingungen. Schnell wurde er Vertrauensmann in seinem Betrieb.

Die IG Metall ermöglichte ihm dann später ein Studium der Soziologie in Hamburg - nachdem er zunächst eine Aufnahmeprüfung bestehen musste, schließlich hatte er ja kein deutsches Abitur. Als wissenschaftlicher Betreuer in einem Erwachsenenbildungsprojekt der Stadt Hamburg fand er dann die erste Anstellung als Soziologe, bevor er für ein DGB-Projekt zur gewerkschaftlichen Bildungsarbeit nach Dortmund wechselte. Bei der Gewerkschaft blieb er dann und wechselte 1996 nach Düsseldorf zur IG Metall. Als Geschäftsführer war er in einigen Aufsichtsräten, konnte über Millionenprojekte entscheiden - aber in unserer Demokratie durfte er lange nicht mitbestimmen. Erst 2018 stellte er einen Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft, da er es zutiefst ungerecht empfand, dass er im Gegensatz zu Menschen aus vielen anderen Ländern hierfür seine "alte" Staatsbürgerschaft aufgeben musste.

Zeit, dass dieses antiquierte Einbürgerungsrecht geändert wird, forderte Nihat Öztürk, damit es die gesellschaftliche Vielfalt besser widerspiegelt. Eine Vielfalt, die uns politisch gestärkt und kulturell bereichert hat und die für ihn stets eine Verpflichtung ist, sich gegen Rassismus und Diskriminierung zu engagieren. Dem können wir als NaturFreunde nur beipflichten.

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Der besondere Abend: "Einsparen, energetisch sanieren, auf Erneuerbare umstellen - Wie können wir unseren Energieverbrauch senken?"

Vortrag von Herry Rubarth und Michael Lambertz am 04.11.2022

Energiesparen und der Umbau hin zu erneuerbaren Energien - ein Thema, das in diesem Jahr nochmals stark an Bedeutung gewonnen hat. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und seine Folgen haben die ohnehin aus Klimaschutzgründen vorhandene Notwendigkeit zum Energiesparen und zur Vermeidung von CO2-Emissionen nochmals dramatisch verstärkt, wie Matthias Möller in seiner Begrüßung ausführte.

Herry RubarthWie dies funktionieren kann, zeigten Herry Rubarth vom Klimamobil der Stadt Düsseldorf und Michael Lambertz von der Serviceagentur Altbausanierung (SAGA) in einem kurzweiligen, von vielen interessierten Rückfragen unterbrochenen Vortrag auf.

Im ersten Teil des Vortrags gab Herry Rubarth Tipps, wie wir durch unser Verhalten im Alltag Energie einsparen können. Wieviel, das ist natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich - aber mit einer Analyse des eigenen Verbrauchs lassen sich in der Regel einige lohnende Einsparpotenziale entdecken. Auch wenn etwa 3/4 der im Haushalt verbrauchten Energie zum Heizen verwendet wird, ging Herry Rubarth zunächst einmal auf Einsparmöglichkeiten beim Stromverbrauch ein. Er stellte dar, welche Geräte besonders viel Energie verbrauchen (z.B. Wäschetrockner, Umwälzpumpen für die Heizung, Spül- und Waschmaschinen) und bei welchen dieser Geräte neuere Modelle besonders großes Einsparpotenzial bieten. Dabei ist auch wichtig, die Geräte auf den persönlichen Bedarf abzustimmen - eine zu große, nur halbvolle Waschmaschine nutzt wenig, selbst wenn sie sehr energieeffizient ist.

Schaltbare Steckerleisten, um den Stand-by-Verbrauch zu reduzieren, oder das komplette Abschalten mancher Geräte bei längerer Abwesenheit sind einfache Möglichkeiten, den Stromverbrauch zu senken, ebenso wassersparende Armaturen (die nicht nur Wasser, sondern auch Energie zum Aufheizen desselben sparen helfen) oder LEDs statt herkömmlicher Lampen.

Beim Heizen hilft vor allem eine gute Einstellung der Thermostate: maximal auf Stufe 3, das entspricht etwa 20°C, sollte im Normalfall ausreichen. Jedes Grad mehr oder weniger macht immerhin 6% Energieverbrauch aus, und es bringt auch nichts, das Thermostat auf 5 zu stellen, damit es schneller warm wird (denn es wird nicht schneller, sondern nur länger hochgeheizt). Dafür ist eine Temperaturabsenkung in der Nacht oder bei Abwesenheit um etwa 5° sehr sinnvoll - tatsächlich kühlt der Raum nur bei starkem Frost wirklich um so viele Grad ab über Nacht. Verkleidungen oder Vorhänge vor den Heizkörpern sind wahre Energiefresser, und Heizkörpernischen sollten möglichst gedämmt sein.

Wichtig ist auch korrektes Lüften, um die etwa 3 Liter Wasser, die jeder Mensch am Tag in die Luft abgibt, nach außen führen zu können. Kurzes Stoßlüften oder sogar "Durchzug", natürlich bei heruntergedrehter Heizung, tauschen die Luft 5 bis 10 mal so schnell aus wie ein Kipplüften, das den Raum auch viel mehr auskühlt. Kleinere Investitionen, die sich schnell rentieren, sind das Dämmen von Rohrleitungen mit Dämmschalen oder Dämmmatten, neue Heizungspumpen, die sowohl Strom als auch Heizenergie sparen, oder ein hydraulischer Abgleich der Heizkörper.

Auf mögliche größere Investitionen zum Energiesparen ging dann Michael Lambertz im zweiten Teil des Abends ein. Priorität haben bei diesen Investitionen solche in eine gute Dämmung der Außenhülle des Hauses bzw. der Wohnung. Hierbei ist es sinnvoll, durch eine*n Energieberater*in zunächst die Schwachstellen in der Dämmung ausfindig zu machen: Kellerdecken, die oberste Geschossdecke zum Dachboden, das Dach, die Fenster oder die Außenwände sind mögliche Flächen, die durch eine zusätzliche Dämmung gewinnen können. Glücklicherweise gibt es hier überall Zuschüsse, von der Stadt in der Regel eine Pauschale pro Quadratmeter und vom Bund eine prozentuale Beteiligung an den Kosten - beides ist sogar bis zu einer bestimmten Grenze kombinierbar.

Erst wenn das Haus gut gedämmt ist und damit einen geringeren Energiebedarf hat, macht es Sinn, über die Quelle dieser Energie nachzudenken. Solarthermie oder Wärmepumpen, die ihre Energie aus der Außenluft oder aus dem Erdreich beziehen, sind derzeit die gefragtesten erneuerbaren Energiequellen für Heizung und Warmwasser, was momentan leider oft zu langen Lieferzeiten führt. Auch hier gibt es übrigens natürlich Zuschüsse von Stadt, Land und Bund, genauso wie für Photovoltaikanlagen zur klimafreundlichen Stromerzeugung. Die gibt es übrigens auch in kleinerer Form als sogenannte Balkonanlagen, die einfach an die Steckdose angeschlossen werden können und damit in das heimische Netz einspeisen.

Und weil weder ein solcher Informationsabend noch dieser Artikel das Thema umfassend behandeln können, hier noch ein paar Webseiten mit weiteren Infos: https://www.co2online.de/, https://www.verbraucherzentrale.nrw/, https://www.ecotopten.de/ und natürlich auch die Homepage der SAGA.

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Der besondere Abend: Aktuelles aus der Arbeit der Biologischen Station Haus Bürgel

Vortrag von Elke Löpke am 03.02.2023

Etwa 20 Interessierte waren an diesem Freitagabend im Naturfreundehaus zusammengekommen, um dem äußerst interessanten Vortrag von Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel, zu folgen.

Nach einer kurzen Einführung zur Biologischen Station stellte Elke Löpke einige wichtige Projekte zum Natur- und Umweltschutz in Düsseldorf und Umgebung vor, an denen das Team der Biologischen Station, unterstützt von vielen Ehrenamtlichen derzeit arbeitet.

Ein Leuchtturmprojekt der letzten Jahre war mit Sicherheit die Renaturierung des Urdenbacher Altrheins, der durch Deichdurchstiche wieder in sein altes Bett zurückkehren konnte. Zusätzliche Überschwemmungsflächen und artenreiche Feuchtwiesen wurden so geschaffen. Dass dieses Projekt sich äußerst positiv auf die Artenvielfalt auswirkt, zeigt das seit dem Durchstich 2014 erfolgte Monitoring: verschiedenste Libellenarten, geschützte Fischarten wie der Steinbeißer, Gras- und Grünfrösche, Reiher oder verschiedene Rallenarten siedelten sich seitdem in diesem Gebiet an. Und sogar der Biber kommt seit letztem Jahr wieder dort vor, wie Elke Löpke den Anwesenden verriet.

Noch im Planungsstadium ist das nächste Vorhaben: im Rahmen des Projekts "Blaues Band" des Bundesamts für Naturschutz sollen alte Flutrinnen des Rheins durch größere Durchlässe wieder aktiviert werden und so zu einem wertvollen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten werden. Viele dieser Flächen gehören bereits der NRW-Stiftung, weitere Flächen sollen angekauft werden, um das Projekt umsetzen zu können.

In der Baumberger Aue konnten einige Ackerflächen ökologisch aufgewertet werden: extensivere Landwirtschaft, z.B. mit nicht bepflanzten Feldlerchenfenstern, die dieser Vogelart Offenflächen bieten, sowie artenreiche Wiesen, die mit Hilfe von Mahdgutübertragung von benachbarten Wiesen angelegt wurden, schaffen neue Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Aufgebaute Storchennisthilfen sollen dafür sorgen, dass sich auch diese Vogelart hier wieder zum Brüten niederlässt.

Aber auch außerhalb der Urdenbacher Kämpe ist die Biologische Station für viele wertvolle Biotope verantwortlich: mit wandernden Schafherden werden die Heideflächen der Bergischen Heideterrasse beweidet und so die typische Heidevegetation erhalten. Das Schließen von Abflussgräben sorgt für eine Wiedervernässung von kleinen Teichen und Feuchtgebieten in der Heide, die ansonsten immer mehr austrocknen würden.

Von der Austrocknung bedroht ist auch das Further Moor, eines von wenigen natürlichen Mooren in Nordrhein-Westfalen. Der Grund: der Wald wächst immer näher an das Moor heran, die Bäume nehmen das Wasser auf und verdunsten es. Trocknet das Moor aber aus, so werden die enormen Mengen an CO2, die es speichert, freigesetzt - in Zeiten des Klimawandels ist es daher wichtig, unsere Moore als CO2-Senken zu erhalten. Aus diesem Grund sind 1,5 Hektar Wald in der Umgebung des Moores gerodet worden und der Oberboden abgetragen worden, so dass sich hier wieder die typische Moorvegetation ansiedeln kann. Weitere Waldflächen sollen folgen.

Um Kindern die Natur näher zu bringen und ihnen Möglichkeiten zu bieten, in der Natur ungestört spielen zu können, sind Naturerfahrungsräume ein aktuell wichtiges Projekt der Biologischen Station, wie Elke Löpke ausführte. In Lörick, Langenfeld und Wülfrath gibt es bereits drei solche Flächen, die die Kinder zum Naturerlebnis einladen.

Zahlreiche Fragen und die Vorstellung eigener Naturschutzaktivitäten der begeisterten Teilnehmer*innen rundeten den gelungenen Abend ab, und der Dank der Anwesenden war Elke Löpke gewiss.

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Der besondere Abend: Wunderwelt Totholz

Vortrag von Farina Graßmann und Planung für eigene Aktivitäten am 17.03.2023

Totholz ist alles andere als tot - diese Erkenntnis konnten die Besucherinnen und Besucher an diesem Freitagabend im Naturfreundehaus Gerresheim gewinnen. Zu Gast war die Naturfotografin und Buchautorin Farina Graßmann, die uns im Rahmen des von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW geförderten Projekts "LebensRäume - Ökosysteme verstehen und schützen" der NaturFreunde NRW dieses spannende Thema näher brachte.

Begonnen hat Farina Graßmann ihren Vortrag mit dem Buchdrucker oder Borkenkäfer - dem "Freund des Waldes", wie sie ihn bezeichnet. Zeigt er doch auf, welche Konsequenzen naturferne Waldwirtschaft mit Fichtenmonokulturen letztendlich hat, und bietet er die Möglichkeit, dringend notwendigen Wandel im Waldbau voranzubringen. Dass dies gelingen kann, zeigt Farina am Beispiel des Nationalparks Bayerischer Wald auf: vor dreißig bis vierzig Jahren noch geprägt durch tote, von Borkenkäfern zerfressene Fichtenstämme, so hat sich durch Naturverjüngung dort mittlerweile ein wertvoller, dem Standort angepasster Wald entwickelt. Wichtig dabei war, dass das Totholz mitsamt den Borkenkäfern im Wald verblieb - nur so kann sich ein natürliches Gleichgewicht zwischen den Borkenkäfern und ihren Fressfeinden bilden - bei einem Kahlschlag und einer Entnahme des Totholzes und der Borkenkäfer würden auch die Fressfeinde verschwinden.

Auch aus anderen Gründen ist die großflächige Entnahme von Totholz problematisch: ungehinderte Sonneneinstrahlung mit Licht und Wärme beschleunigt die Zersetzungsprozesse im Boden, wodurch viel CO2 freigesetzt wird - in Zeiten des Klimawandels ein absolut unerwünschter Effekt. Totholz speichert darüber hinaus auch Wasser und gibt Nährstoffe für die nachwachsenden Pflanzen ab, so dass diese bessere Wuchsbedingungen haben.

Und Totholz ist ein Lebensraum für viele Tierarten, von der Rötelmaus über den Bunt- und Schwarzspecht bis zum Waldkauz nutzen viele Tiere die Höhlen im Holz als Unterschlupf und ernähren sich von den Insekten und anderen Lebewesen, die im Totholz vorkommen. Hirschkäfer und Balkenschröter gehören zu den größten Käferarten Mitteleuropas und zerkleinern das tote Holz, so dass andere Tiere es ihrerseits besser aufnehmen können.

Der größte "Produzent" von Totholz im Tierreich Mitteleuropas ist jedoch zweifellos der Biber: um an die frischen Zweige und Blätter der Bäume zu kommen, fällt er diese und nutzt die gefällten Bäume auch zur Wasserregulierung. Aber auch Pilze wie der Zunderschwamm können geschwächte Bäume zum Abbrechen bringen, indem sie den Stamm ganz durchdringen und so eine Sollbruchstelle im Stamm schaffen, die dann beim nächsten Sturm durchbricht.

All diese interessanten Informationen bot Farina Graßmann lebendig erzählt dar und untermalte sie mit ihren tollen Bildern, schönen Nahaufnahmen von den Tieren, die im Totholz leben und ästhetischen Anblicken in Wäldern.

Aber wir wollten es ja nicht bei tollen Bildern und der Theorie belassen, sondern wir wollen auch selbst etwas am Naturfreundehaus tun, um noch mehr Totholzlebensraum dort zu schaffen. Von den Vorschlägen, die Farina uns aufzeigte, einigten wir uns relativ schnell auf eine Totholzhecke, bzw. - wenn neue Pflanzen sich darin ansiedeln - eine Benjeshecke. So wollen wir den Astschnitt, der bei uns auf dem Gelände immer anfällt, an einer Stelle aufstapeln, unterstützt von eingeschlagenen Pfosten, die diese Konstruktion stabil halten. In den Zwischenräumen zwischen den Ästen können dann Säugetiere wie Igel, aber auch viele Vogelarten wie Zaunkönig oder Heckenbraunelle einen Lebensraum finden, aber auch Amphibien oder Insekten fühlen sich darin wohl. Nun müssen wir nur noch einen Termin finden, an dem wir mit dem Bau beginnen - die Hecke wird dann im Laufe der Zeit immer weiter anwachsen, wenn neue Äste dazukommen.

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