Einige gelungene Veranstaltungen der letzten Zeit
Auf dieser Seite wollen wir Berichte und Fotos von Veranstaltungen veröffentlichen, die wir besonders gelungen finden - als Erinnerung, für diejenigen, die dabei waren und als Anregung für andere.
100 Jahre NaturFreunde Düsseldorf in einem Buch
Viele Jahre intensiver Arbeit hat es gekostet, aber nun liegt sie vor: die Chronik über die ersten 100 Jahre der NaturFreunde Düsseldorf, von 1912 bis 2012. Sichten und Sortieren des umfangreichen Archivs, Zusammentragen der wichtigsten Ereignisse und schließlich die druckreife Gestaltung des Buchs - stellvertretend für die Mitglieder insbesondere der "Gruppe Mitte", die dieses umfangreiche Werk zusammen getragen haben, seien Kurt Niessen und Ernst Steller genannt.
Angefangen von der Zeit der Gründung 1912 bis zum Verbot durch die Nationalsozialisten im Jahr 1933 werden in dem Buch wichtige Ereignisse der NaturFreunde in Düsseldorf zusammengetragen. Aber nicht nur Jahreszahlen und Fakten haben die VerfasserInnen zusammengetragen, auch viele eigene Erinnerungen an gemeinsame Fahrten und Wanderungen fließen in das Buch ein. Den vielfältigen Aktivitäten der Gruppe Natur- und Heimatkunde/Umweltschutz ist ein eigenes Kapitel des Buches gewidmet. So zeichnet diese Chronik ein lebendiges Bild des NaturFreunde-Lebens in Düsseldorf. In Gedichtform verarbeitete Portraits einiger Mitglieder oder Schilderungen kurioser Ereignisse runden das Buch ab.
Die Chronik der NaturFreunde Düsseldorf ist übrigens bereits der dritte Teil einer Reihe, die beiden ersten Bände schildern die Geschichte der vier Düsseldorfer Naturfreundehäuser und der in Düsseldorf stets besonders aktiven Gruppe Natur- und Heimatkunde/Umweltschutz.
Interessierte können die Chronik zum Selbstkostenpreis von 15,- Euro erwerben, die Bestellung kann per Mail an info@naturfreunde-duesseldorf.de erfolgen.
Wanderung 1913 im Sauerland | Volkstanz 1947 auf der Königsallee |
Der besondere Abend: Aktuelles aus der Arbeit der Biologischen Station Haus Bürgel
Vortrag von Elke Löpke am 03.02.2023
Etwa 20 Interessierte waren an diesem Freitagabend im Naturfreundehaus zusammengekommen, um dem äußerst interessanten Vortrag von Elke Löpke, Leiterin der Biologischen Station Haus Bürgel, zu folgen.
Nach einer kurzen Einführung zur Biologischen Station stellte Elke Löpke einige wichtige Projekte zum Natur- und Umweltschutz in Düsseldorf und Umgebung vor, an denen das Team der Biologischen Station, unterstützt von vielen Ehrenamtlichen derzeit arbeitet.
Ein Leuchtturmprojekt der letzten Jahre war mit Sicherheit die Renaturierung des Urdenbacher Altrheins, der durch Deichdurchstiche wieder in sein altes Bett zurückkehren konnte. Zusätzliche Überschwemmungsflächen und artenreiche Feuchtwiesen wurden so geschaffen. Dass dieses Projekt sich äußerst positiv auf die Artenvielfalt auswirkt, zeigt das seit dem Durchstich 2014 erfolgte Monitoring: verschiedenste Libellenarten, geschützte Fischarten wie der Steinbeißer, Gras- und Grünfrösche, Reiher oder verschiedene Rallenarten siedelten sich seitdem in diesem Gebiet an. Und sogar der Biber kommt seit letztem Jahr wieder dort vor, wie Elke Löpke den Anwesenden verriet.
Noch im Planungsstadium ist das nächste Vorhaben: im Rahmen des Projekts "Blaues Band" des Bundesamts für Naturschutz sollen alte Flutrinnen des Rheins durch größere Durchlässe wieder aktiviert werden und so zu einem wertvollen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten werden. Viele dieser Flächen gehören bereits der NRW-Stiftung, weitere Flächen sollen angekauft werden, um das Projekt umsetzen zu können.
In der Baumberger Aue konnten einige Ackerflächen ökologisch aufgewertet werden: extensivere Landwirtschaft, z.B. mit nicht bepflanzten Feldlerchenfenstern, die dieser Vogelart Offenflächen bieten, sowie artenreiche Wiesen, die mit Hilfe von Mahdgutübertragung von benachbarten Wiesen angelegt wurden, schaffen neue Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten. Aufgebaute Storchennisthilfen sollen dafür sorgen, dass sich auch diese Vogelart hier wieder zum Brüten niederlässt.
Aber auch außerhalb der Urdenbacher Kämpe ist die Biologische Station für viele wertvolle Biotope verantwortlich: mit wandernden Schafherden werden die Heideflächen der Bergischen Heideterrasse beweidet und so die typische Heidevegetation erhalten. Das Schließen von Abflussgräben sorgt für eine Wiedervernässung von kleinen Teichen und Feuchtgebieten in der Heide, die ansonsten immer mehr austrocknen würden.
Von der Austrocknung bedroht ist auch das Further Moor, eines von wenigen natürlichen Mooren in Nordrhein-Westfalen. Der Grund: der Wald wächst immer näher an das Moor heran, die Bäume nehmen das Wasser auf und verdunsten es. Trocknet das Moor aber aus, so werden die enormen Mengen an CO2, die es speichert, freigesetzt - in Zeiten des Klimawandels ist es daher wichtig, unsere Moore als CO2-Senken zu erhalten. Aus diesem Grund sind 1,5 Hektar Wald in der Umgebung des Moores gerodet worden und der Oberboden abgetragen worden, so dass sich hier wieder die typische Moorvegetation ansiedeln kann. Weitere Waldflächen sollen folgen.
Um Kindern die Natur näher zu bringen und ihnen Möglichkeiten zu bieten, in der Natur ungestört spielen zu können, sind Naturerfahrungsräume ein aktuell wichtiges Projekt der Biologischen Station, wie Elke Löpke ausführte. In Lörick, Langenfeld und Wülfrath gibt es bereits drei solche Flächen, die die Kinder zum Naturerlebnis einladen.
Zahlreiche Fragen und die Vorstellung eigener Naturschutzaktivitäten der begeisterten Teilnehmer*innen rundeten den gelungenen Abend ab, und der Dank der Anwesenden war Elke Löpke gewiss.
Der besondere Abend: Wunderwelt Totholz
Vortrag von Farina Graßmann und Planung für eigene Aktivitäten am 17.03.2023
Totholz ist alles andere als tot - diese Erkenntnis konnten die Besucherinnen und Besucher an diesem Freitagabend im Naturfreundehaus Gerresheim gewinnen. Zu Gast war die Naturfotografin und Buchautorin Farina Graßmann, die uns im Rahmen des von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW geförderten Projekts "LebensRäume - Ökosysteme verstehen und schützen" der NaturFreunde NRW dieses spannende Thema näher brachte.
Begonnen hat Farina Graßmann ihren Vortrag mit dem Buchdrucker oder Borkenkäfer - dem "Freund des Waldes", wie sie ihn bezeichnet. Zeigt er doch auf, welche Konsequenzen naturferne Waldwirtschaft mit Fichtenmonokulturen letztendlich hat, und bietet er die Möglichkeit, dringend notwendigen Wandel im Waldbau voranzubringen. Dass dies gelingen kann, zeigt Farina am Beispiel des Nationalparks Bayerischer Wald auf: vor dreißig bis vierzig Jahren noch geprägt durch tote, von Borkenkäfern zerfressene Fichtenstämme, so hat sich durch Naturverjüngung dort mittlerweile ein wertvoller, dem Standort angepasster Wald entwickelt. Wichtig dabei war, dass das Totholz mitsamt den Borkenkäfern im Wald verblieb - nur so kann sich ein natürliches Gleichgewicht zwischen den Borkenkäfern und ihren Fressfeinden bilden - bei einem Kahlschlag und einer Entnahme des Totholzes und der Borkenkäfer würden auch die Fressfeinde verschwinden.
Auch aus anderen Gründen ist die großflächige Entnahme von Totholz problematisch: ungehinderte Sonneneinstrahlung mit Licht und Wärme beschleunigt die Zersetzungsprozesse im Boden, wodurch viel CO2 freigesetzt wird - in Zeiten des Klimawandels ein absolut unerwünschter Effekt. Totholz speichert darüber hinaus auch Wasser und gibt Nährstoffe für die nachwachsenden Pflanzen ab, so dass diese bessere Wuchsbedingungen haben.
Und Totholz ist ein Lebensraum für viele Tierarten, von der Rötelmaus über den Bunt- und Schwarzspecht bis zum Waldkauz nutzen viele Tiere die Höhlen im Holz als Unterschlupf und ernähren sich von den Insekten und anderen Lebewesen, die im Totholz vorkommen. Hirschkäfer und Balkenschröter gehören zu den größten Käferarten Mitteleuropas und zerkleinern das tote Holz, so dass andere Tiere es ihrerseits besser aufnehmen können.
Der größte "Produzent" von Totholz im Tierreich Mitteleuropas ist jedoch zweifellos der Biber: um an die frischen Zweige und Blätter der Bäume zu kommen, fällt er diese und nutzt die gefällten Bäume auch zur Wasserregulierung. Aber auch Pilze wie der Zunderschwamm können geschwächte Bäume zum Abbrechen bringen, indem sie den Stamm ganz durchdringen und so eine Sollbruchstelle im Stamm schaffen, die dann beim nächsten Sturm durchbricht.
All diese interessanten Informationen bot Farina Graßmann lebendig erzählt dar und untermalte sie mit ihren tollen Bildern, schönen Nahaufnahmen von den Tieren, die im Totholz leben und ästhetischen Anblicken in Wäldern.
Aber wir wollten es ja nicht bei tollen Bildern und der Theorie belassen, sondern wir wollen auch selbst etwas am Naturfreundehaus tun, um noch mehr Totholzlebensraum dort zu schaffen. Von den Vorschlägen, die Farina uns aufzeigte, einigten wir uns relativ schnell auf eine Totholzhecke, bzw. - wenn neue Pflanzen sich darin ansiedeln - eine Benjeshecke. So wollen wir den Astschnitt, der bei uns auf dem Gelände immer anfällt, an einer Stelle aufstapeln, unterstützt von eingeschlagenen Pfosten, die diese Konstruktion stabil halten. In den Zwischenräumen zwischen den Ästen können dann Säugetiere wie Igel, aber auch viele Vogelarten wie Zaunkönig oder Heckenbraunelle einen Lebensraum finden, aber auch Amphibien oder Insekten fühlen sich darin wohl. Nun müssen wir nur noch einen Termin finden, an dem wir mit dem Bau beginnen - die Hecke wird dann im Laufe der Zeit immer weiter anwachsen, wenn neue Äste dazukommen.
Totholzhecke mit Käferkeller: weitere LebensRäume am Naturfreundehaus
Praktische Naturschutzaktion am 17.06.2023
Totholz ist ein wichtiger Lebensraum für viele Tierarten - das haben wir beim Vortrag von Farina Graßmann am 17.03. gelernt. Und so haben wir beschlossen, auch an unserem Naturfreundehaus weiteren Totholzlebensraum zu schaffen. Genau drei Monate später war es dann soweit: auf der Terrasse oberhalb des Hauses haben wir als eine Totholzhecke mit Käferkeller angelegt. Nach dem Amphibienteich im letzten Jahr war dies eine weitere praktische Umsetzung im Rahmen des von der Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW geförderen Projekts "LebensRäume - Ökosysteme verstehen und schützen" der NaturFreunde NRW.
Zunächst ging es an das Ausheben des Käferkellers. Etwa ein Meter lang und 50 Zentimeter breit sollte er werden, vor allem aber auch 50 Zentimeter tief, damit die Käfer und ihre Larven, die sich dort ansiedeln, vor Frost geschützt sind. Was wir nicht so ganz bedacht haben: wenn man im Wald ein Loch buddelt, stößt man zwangsläufig auf jede Menge Wurzeln. Und so mussten wir leider immer wieder ein paar kleinere Wurzeln kappen und um die größeren Wurzeln herumgraben. Aber schließlich war es geschafft und wir konnten das Loch mit Baumstämmen und kleinerem Holz für die Zwischenräume füllen.
Für die Totholzhecke, die dann über den Käferkeller kommen sollte, haben wir zunächst Pfosten aus unbehandeltem Holz (aus dem Baumarkt) in die Erde geschlagen, um so ein Areal von 3 Metern auf 70 Zentimeter abzustecken, das wir dann mit Ästen unterschiedlicher Dicke gefüllt haben. Die Äste haben wir schon eine Weile auf unserem Grundstück gesammelt, denn da fällt immer wieder was an, wenn wir Bäume und Sträucher zurückschneiden müssen. So hatten wir auch genug Material beisammen, um etwa 70 bis 80 Zentimeter hoch die Hecke aufzuschichten. Und sie wird natürlich noch weiter wachsen, denn es werden auch in Zukunft immer wieder Äste anfallen auf unserem Grundstück.
Aber erst mal ist alles vorbereitet, damit sich bodenlebende Käfer, Igel, Vögel wie Zaunkönig oder Heckenbraunelle oder auch Amphibien und Insekten an unserem Naturfreundehaus wohl fühlen können.
Der besondere Abend: Traditionelle Chinesische Medizin
Vortrag von Alexandra Kuziel am 07.07.2023
Großes Interesse konnten wir an diesem Freitagabend verzeichnen, als Alexandra Kuziel uns in die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) einführte. Alexandra Kuziel ist Heilpraktikerin und hat eine umfangreiche Ausbildung in TCM, u.a. an den Universitäten für TCM in Chengdu und Peking. Und sie ist auch weiterhin am Lernen, denn um alles über TCM zu lernen, bräuchte es 800 Jahre Studium, so einer ihrer Meister.
Denn TCM ist vielfältig und beruht neben der auch bei uns bekannten und vielfältig angewandten Akupunktur auf vier weiteren Säulen. In über 80 % der Behandlungen in China wird Kräutermedizin angewandt, die Heilwirkung der Kräuter ist wesentlich für den Behandlungserfolg. Verschiedene manuelle Therapien wie die Massagetechnik Tuina, Gua-Sha (Schaben mit der abgerundeten Kante eines Schabers), Moxibotion (punktuelle Erwärmung durch Verglimmen feiner Beifußfasern), Schröpfen (teilweise mit vorherigem Aufritzen der Haut) oder Akupressur sind weitere Behandlungsmethoden. Wichtig in der TCM sind aber auch die eigenen Beiträge der Behandelten, nämlich Qi-Gong (Bewegung und Meditation) sowie die richtige Ernährung.
Was die richtige Ernährung ist, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und hängt von dessen Zuordnung zu den fünf Elementen Feuer, Erde, Metall, Wasser und Holz ab. Diese fünf Elemente sind außerdem verschiedenen Farben, Jahreszeiten und Organen zugeordnet. Denn die Traditionelle Chinesische Medizin behandelt nicht einzelne Symptome, sondern den Menschen in seiner Gesamtheit von Körper, Geist und Seele. Der richtige Fluss des Qi, der eigenen Lebensernergie, ist essentiell für das Wohlbefinden des Menschen und steht daher im Mittelpunkt der Therapie.
Ein ganz anderer Ansatz als unsere westliche Medizin, und so hatte Alexandra Kuziel auch viele Fragen zu beantworten, damit das Publikum diesen Ansatz besser erfassen konnte. TCM ist übrigens kein Gegensatz zur westlichen Medizin, sondern eine sinnvolle Ergänzung, die z.B. auch helfen kann, Nebenwirkungen von Medikamenten zu reduzieren.
Und damit es nicht nur bei der Theorie blieb, durften wir alle unter der Anleitung von Petra Segger gemeinsam einige Übungen des Zhineng Qi-Gong machen. Sie ist die in China verbreitetste Qi-Gong-Methode und auch von Anfänger*innen leicht zu erlernen.
Friedhof der jüdischen Gemeinde von Kettwig vor der Brücke
Führung mit Hanna Eggerath am 03.09.2023
Am 3. September 2023 konnten Mitglieder der NaturFreunde an einer außergewöhnlichen Führung teilnehmen: Die Düsseldorfer Naturfreundin Hanna Eggerath erläuterte vor Ort, wie es möglich war, Lebensdaten von Menschen zu entdecken und zusammenzuführen, die vor mehr als 130 Jahren auf einem kleinen Friedhof im Wald von Hösel beigesetzt worden waren.
Dieser alte Friedhof wurde zufällig von Helmut Neunzig, ebenfalls Mitglied der NaturFreunde Düsseldorf, gefunden, weil dieser Platz abseits eines Weges und von Pflanzen verdeckt die lange Zeit nach der letzten Beisetzung 1888 überstandenen hatte. Er gehörte zur jüdischen Gemeinde von 'Kettwig vor der Brücke'.
Neugierig geworden auf die Geschichte des Friedhofs und der hier beigesetzten Menschen machte er sich daran, die Grabsteine zu erfassen, zu fotografieren und die Inschriften zu übersetzen. Eigens hierfür vertiefte er seine Hebräischkenntnisse. Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Hanna forschte er in Archiven, Standesämtern und bei den Einwohnern der Umgebung.
Die jüdische Gemeinde 'Kettwig vor der Brücke' gab es nach der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nicht mehr. In mühevoller Arbeit ist dabei ist ein Buch herausgekommen mit den Lebensdaten der meisten auf den Grabsteinen beschriebenen Menschen und ein Bild ihrer Lebensumstände in der Zeit von 1786 bis 1888. In zahlreichen Dokumenten kann man die Gepflogenheiten der damaligen Zeit erahnen und kann anhand von konkreten Situationsberichten nachlesen, wie beschwerlich das Leben war.
Wir verdanken Hanna und Helmut ein umfangreiches Dokument über das Leben in einer längst vergangenen Zeit. Glücklicherweise fanden sie immer wieder Menschen, die ihnen helfend zu Seite standen und letztlich dieses Buch möglich gemacht haben.
Auf den Spuren von Else Gores und Moritz Sommer
Gedenkrundgang durch Oberbilk am 08.10.2023
Ungefähr 30 Menschen kamen an diesem Sonntagnachmittag zusammen, um sich gemeinsam mit Timon und Charlotte von Rise Up for Justice auf den Spuren von Else Gores und Moritz Sommer durch Oberbilk zu begeben.
Oberbilk war lange Zeit geprägt durch die Stahlindustrie und die einfachen Lebensverhältnisse, in denen die Bewohner*innen dort leben mussten. Viele Arbeiter*innen waren in der Kommunistischen Partei organisiert, die dort eine ihrer Hochburgen in Düsseldorf hatte. So musste der Stadtteil und die Menschen dort in besonderem Maße unter den Verfolgungen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft leiden. Einige Stolpersteine erinnern heute noch an ihr Schicksal.
Zwei Menschen, die in den letzten Kriegstagen, kurz vor der Befreiung Düsseldorfs, noch ermordet wurden, standen mit ihren Lebensgeschichten im Mittelpunkt des Rundgangs.
Moritz Sommer war ein allseits beliebter, hilfsbereiter älterer Mann, der als gelernter Klempner den Menschen im Stadtteil überall zur Hand ging, wo handwerkliche Hilfe benötigt wurde. Als sogenannter "Halbjude" passte er aber nicht in die Rassenideologie der Nazis, immer wieder drohte ihm die Gefangennahme und Deportation. Lange Zeit konnte Heinrich Rondi, Weltmeister im Ringen und Gewichtheben, in dessen Haus er wohnte, beschützen. Tauchten wieder mal Streifen der SA oder anderer Truppen auf, so stellte "Herkules" Rondi sich mit seinen drei Zentnern ihnen in den Weg, und half auch das nichts, so gab er Klingelzeichen, damit Moritz Sommer übers Dach ins Nachbarhaus fliehen konnte. Kurz vor dem Kriegsende in Düsseldorf jedoch, Moritz Sommer musste sich mittlerweile in Kleingärten verstecken, da ein Aufenthalt im Haus für ihn zu gefährlich wurde, griff eine Heeresstreife ihn auf, folterte ihn und hängte ihn öffentlich auf dem Oberbilker Markt auf.
Else Gores half, nachdem sie zunächst einen desertierten Cousin versteckte, auch anderen Deserteuren in den letzten Kriegswochen und organisierte Verstecke für sie. Dies rückte sie in den Fokus der Heeresstreifen, die überall nach Deserteuren fahndeten. Eine Heeresstreife - übrigens die gleiche, die auch Moritz Sommer ermordete - griff sie auf und verschleppte sie an den Eller Forst, wo sie sie mit einem Genickschuss hinrichteten. Auf wundersame Weise überlebte sie jedoch den Genickschuss schwer verletzt und wurde von Helfer*innen in die Gaststätte Waldschänke gebracht. Bevor sie jedoch in ein Krankenhaus gebracht werden konnte, wurde sie anscheinend erneut von der Heeresstreife gefunden - ab da verliert sich jede Spur von ihr.
Die Mörder von Else Gores und Moritz Sommer kamen übrigens, nachdem sie ursprünglich zum Tode verurteilt wurden, mit einer relativ geringen Gefängnisstrafe davon - die Todesstrafe war in der gerade gegründeten Bundesrepublik abgeschafft, bevor sie an ihnen vollstreckt werden konnte, und so wurde der Prozess neu aufgerollt.
Ein äußerst interessanter und bewegender Rundgang also, zu dem neben Timon und Charlotte auch einige der Teilnehmer*innen beigetragen haben, die aus ihrer eigenen lokalen Geschichtskenntnis ebenfalls spannende Fakten und Geschichten beitragen konnten. Alt und jung haben so gemeinsam ein beeindruckendes Beispiel antifaschistischer Bildungsarbeit gegeben, dafür allen Beteiligten herzlichen Dank.
Pilzexkursionen mit Karl-Heinz Schmitz am 14. und 15.10.2023
Nach 3 Jahren war es mal wieder soweit: bei schönem Herbstwetter (nur am Samstag mal durch einen kräftigen Schauer unterbrochen) führte uns der Pilzsachverständige Karl-Heinz Schmitz in die Welt der Pilze. Dazu mussten wir nicht einmal weit gehen, denn schon auf dem Gelände des Naturfreundehauses waren die ersten Pilze zu sehen - reichlich viele Rötliche Lacktrichterlinge. Übrigens sogar essbar, allerdings braucht es da schon ein paar für eine Pilzpfanne.
Neben der Funktion, die die Pilze für das Ökosystem des Waldes haben, und vielen weiteren Hintergrundinformationen lernten wir an diesen beiden Nachmittagen auch, dass Pilze nicht unbedingt immer wie ein "klassischer" Pilz aussehen müssen. Das gilt sicherlich für die Baumpilzarten wie Riesenporling oder Lackporling, die wir in besonders großen Exemplaren bewundern konnten, aber auch für die in diesem Jahr in riesiger Anzahl vorhandenen Kartoffelboviste oder die Erdsterne, bei denen die Sporen im Inneren des Pilzes reifen und dann durch ein Loch austreten, sobald z.B. ein Regentropfen auf den Pilz fällt. Oder auch für die relativ seltene Hundsrute, die wirklich so aussieht, wie es der Name vermuten lässt.
Insgesamt konnten wir so an den beiden Nachmittagen über 30 verschiedene Pilzarten ausfindig machen, deren Besonderheiten uns Karl-Heinz Schmitz sachkundig und unterhaltsam erklären konnte. Die über 30 Teilnehmer*innen, darunter auch einige Kinder, waren jedenfalls begeistert von den Führungen und den gesehenen Pilzen.
Heute hier, morgen dort - Lieder von Hannes Wader
Liedernachmittag mit Klaus Grabenhorst und Jens Barabasch am 12.11.2023
Knapp 40 Zuschauer*innen kamen an diesem Sonntagnachmittag ins Naturfreundehaus, und sie haben es definitiv nicht bereut. Erlebten sie doch die Premiere des neuen Programms von Klaus Grabenhorst (Gesang, Gitarre, Texte) und Jens Barabasch (Flöten). Unter dem Titel "Heute hier, morgen dort" präsentierten sie bekannte und unbekanntere Lieder von Hannes Wader, ergänzt um Hintergründe und Anekdoten aus seinem Leben, entnommen Waders Biografie "Trotz alledem".
Hannes Wader und seine Lieder haben die meisten von uns in den zurückliegenden Jahrzehnten begleitet, so Matthias Möller in seiner Begrüßung. Denn Waders Lieder handeln von dem, was uns auch als NaturFreunde bewegt: die Idee von einer besseren Welt, einer friedlichen Welt, einer gerechteren Welt.
Geboren in Bielefeld, aufgewachsen dort im Poetenweg (die Adresse war gewissermaßen Programm), erlebte er in einer Begegnung mit einem Zimmermann, was Freiheit und Individualität bedeutet. In einem Lied hat Wader festgehalten, wie ihn dies geprägt hat.
Nach eher erfolglosen Versuchen, im Beruf des Schaufensterdekorateurs Fuß zu fassen, zog er nach Berlin, wo er die Lieder von Georges Brassens und Bob Dylan kennen lernte und auf Reinhard Mey traf, mit dem er seit dieser Zeit befreundet ist. Bald schrieb Wader auch eigene Lieder, das erste, "Das Loch unterm Dach", trugen Klaus Grabenhorst und Jens Barabasch für uns vor. 1967 wurde Wader erstmals auf die Burg Waldeck eingeladen, und weil er bis dahin nur vier eigene Lieder hatte, spielte er diese als Zugabe einfach noch einmal. "Ich hatte lange schon gespart", eines dieser Lieder, bekamen wir ebenfalls zu hören.
Hatte sich Hannes Wader anfangs gar nicht so sehr als politischer Liedermacher verstanden, so wurden seine Texte ab Anfang der 70er Jahre zunehmend auch politischer, beschrieben und kritisierten die Gesellschaftsverhältnisse. Als er konsequenterweise in die DKP eintrat, wurde er noch weniger in den Medien gespielt, trat er statt in großen Hallen bei Streiks und auf Friedensdemos auf. Wie er aber in seinem Buch schreibt, hat ihn das wieder geerdet, hat ihm wieder bewusst gemacht, wofür er steht.
Aber Hannes Wader hat nicht nur eigene Lieder geschrieben, sondern auch Platten mit Arbeiterliedern, mit Volksliedern und auch mit plattdeutschen Liedern aufgenommen, und so kamen wir auch in den Genuss von Stücken wie "Dat du min Leevsten büst", "Es geht eine dunkle Wolke" oder "Trotz alledem" aus der 1848er Revolution.
Und natürlich durften auch die großen Hits von Hannes Wader nicht fehlen: "Gut wieder hier zu sein", "Es ist an der Zeit", "Heute hier, morgen dort" und manches bekannte Lied mehr stimmte Klaus Grabenhorst mit seiner Gitarre an, stets hervorragend begleitet von den Flöten Jens Barabaschs. So vergingen zwei Stunden wie im Flug, und nach einer Zugabe war dieser tolle Liedernachmittag auch schon zu Ende. Mit einem Dank an die Künstler und auch an die Bezirksvertretung des Stadtbezirks 7, die diese Veranstaltung mit einem Zuschuss erst ermöglichte, verabschiedete Matthias Möller das Publikum. Mögen die Lieder von Hannes Wader auch weiterhin in unseren Ohren und unseren Herzen bleiben und uns begleiten in unserem Engagement für eine bessere Welt.
Vortrag von Farina Graßmann am 01.03.2024
Die Naturfotografin und Naturfreundin Farina Graßmann war wieder mal gern gesehener Gast im Naturfreundehaus an diesem Freitagabend. Im Gepäck hatte sie neben ihrem neuen Buch "Wunderwelt Moor" jede Menge tolle Bilder und Geschichten über Moore, über die dort lebenden Tiere und Pflanzen, aber auch über die Bedeutung der Moore für Natur- und Klimaschutz.
Denn mittlerweile hat ein Bewusstseinswandel eingesetzt: galten Moore früher nur als nützlich, wenn sie trockengelegt und für Torfabbau und Landwirtschaft genutzt wurden, so setzt sich inzwischen die Erkenntnis durch, dass Moore nicht nur einen ästhetischen Reiz besitzen, sondern wichtige Inseln für die Artenvielfalt sind und die Speicherung von Kohlenstoff in intakten Mooren ein unverzichtbares Element im Kampf gegen den Klimawandel sind.
Moore sind teilweise sehr alte Landschaften - viele der heutigen Moore in Mitteleuropa bildeten sich gegen Ende der letzten Kaltzeit vor 10.000 Jahren, als das Wasser der geschmolzenen Gletscher in die Täler floss und Pflanzen sich durch den Wassereinfluss nach ihrem Absterben zu Torf zersetzten. Ein unheimlich langsamer Prozess: nur etwa einen Millimeter wächst die Torfschicht pro Jahr. Die natürliche Torfproduktion von Jahrhunderten und Jahrtausenden wird also zerstört, wenn dicke Torfschichten abgebaut werden. Und mit ihnen werden riesige Mengen an Kohlenstoff freigesetzt, die dann als Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangen. Dies geschieht übrigens auch beim Trockenlegen von Mooren, denn nur unter Luftabschluss bleibt der Kohlenstoff im Moor gespeichert.
Dies und die Fähigkeit von Mooren, wie ein Schwamm Wasser speichern zu können (Torfmoose speichern bis zum zehnfachen ihres Gewichts an Wasser), macht die Notwendigkeit eines umfangreichen Moorschutzes und die Wiedervernässung ausgetrockneter Moore deutlich. Der Abbau von Torf muss gestoppt werden und torffreie Alternativen bei Pflanzenerden oder als Substrat im Gemüseanbau müssen sich durchsetzen. Und durch den Bau von Dämmen und Spundwänden müssen Entwässerungsgräben wieder verschlossen werden, damit das Wasser im Moor bleiben kann. Ein wichtiger Verbündeter bei dieser Aufgabe ist übrigens der Biber, der die (Wieder-)Vernässung von Mooren oft viel effektiver vorantreiben kann als der Mensch mit seiner ganzen Technik.
Viele Pflanzen- und Tierarten profitieren von der Erhaltung und Wiederherstellung von Mooren - etliche davon Spezialisten, die nur in der nährstoffarmen und sauren Umgebung von Hochmooren existieren können. So fangen einige Pflanzen wie der Sonnentau, das Fettkraut oder der Wasserschlauch Insekten, um zusätzliche Nährstoffe zu sich nehmen zu können. Auch Spinnenarten wie die Wespenspinne oder die gerandete Jagdspinne haben ihre eigenen Überlebensstrategien entwickelt. Diese und viele andere auf Moore spezialisierte Tierarten wie den Moorfrosch, den Hochmoorgelbling oder die Sumpfschrecke stellte uns Farina mit tollen Bildern und zugehörigen Erklärungen und Geschichten vor.
Ein sehr interessanter und lehrreicher Abend, und die etwa 25 Besucher*innen im Naturfreundehaus gingen nach der folgenden Diskussionsrunde begeistert nach Hause.
Antifaschistische Wanderung im Neandertal
Führung mit Friedel Sackel am 10.03.2024
Über 20 Interessierte kamen zusammen, um gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger und engagiertem "Opa gegen Rechts" Friedel Sackel Orte im Neandertal aufzusuchen, die Schauplatz nationalsozialistischer Verbrechen waren. Gerade in einer Zeit, in der rechte Parteien immer mehr Zuspruch bekommen, ist es um so wichtiger, sich vor Augen zu halten, wohin rechtsextreme und faschistische Bestrebungen führen, wenn ihnen nicht rechtzeitig Einhalt geboten wird - so der Vorsitzende Matthias Möller in seiner Begrüßung der Teilnehmer*innen am Seniorenheim Neandertal.
Gleich in der Nähe des heutigen Seniorenheims stand das "NS-Rückwandererheim". Deutsche, die im Ausland lebten und nach Deutschland zurückkehrten, wurden zunächst dort einquartiert, unter anderem auch, um sie auszuhorchen und ihre Gesinnung zu prüfen. Wer kritisch gegenüber dem nationalsozialistischen Regime eingestellt war, wurde oft gleich weiter in Zuchthäuser und Konzentrationslager gesperrt. Dies betraf insbesondere Rückwanderer aus der Sowjetunion oder aus dem spanischen Bürgerkrieg.
Die nächste Station, auf die Friedel Sackel näher einging, war die Koburg. Diese in den 20er Jahren von der Industriellenfamilie Kocherscheidt erbaute und bewohnte Villa spielte vor allem im Sommer 1933 eine wichtige Rolle bei der Verfolgung von KPD-, SPD- und Gewerkschaftsmitgliedern. Aufgrund der abgelegenen Lage und der nicht vorhandenen Fluchtmöglichkeit war sie der ideale Ort, um dort politische Gegner vorübergehend und illegal festzusetzen, zu verhören und zu foltern. Einige der dort festgehaltenen wurden anschließend wieder freigelassen, andere kamen als Schutzhäftlinge in das frühe Konzentrationslager Kemna in Wuppertal-Beyenburg, wo sie wiederum Misshandlungen ausgesetzt waren.
Zwangsarbeit im Neandertal war das Thema an der abschließenden Station am Gedenkzeichen "Heller Schatten" gegenüber dem Neandertal-Museum. Zwangsarbeiter*innen gab es in fast allen Betrieben, egal ob bäuerlich, kleingewerblich oder industriell. Insbesondere aber in Betrieben wie den beiden Kalksteinbrüchen im Neandertal (dem der Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke AG Dornap im Tal und dem der Mannesmann-Röhrenwerke oberhalb) waren die Arbeitsbedingungen besonders schwer, starben besonders viele Menschen an schwerer Arbeit, Mangelernährung und Misshandlungen. Ihnen allen, aber auch den anderen Opfern des Nationalsozialismus im Neandertal, ist das Gedenkzeichen "Heller Schatten" der Berliner Künstlerin Franziska Peter gewidmet, das im August 2020 an zentraler Stelle gegenüber dem Neandertal-Museum errichtet wurde.
Eine beeindruckende Führung, auch durch die von Friedel Sackel vorgestellten Einzelschicksale von Verfolgten - und die Teilnehmer*innen dankten ihm nicht zuletzt mit großzügigen Spenden für die Arbeit der "Omas gegen Rechts".
Wer sich noch tiefergehend mit der Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen im Neandertal beschäftigen möchte, dem sei das 2020 herausgegebene Buch "Verfolgt - Ausgebeutet - Ermordet" des Kreisarchivs Mettmann ans Herz gelegt.
Friedel Sackel | Die Teilnehmer*innen vor der Koburg | Denkmal "Heller Schatten" |
Wildgemüse und Frühlingsblüher
Führung mit Dr. Regina Thebud-Lassak am 02.04.2024
Mit 15 interessierten Teilnehmer*innen startete die Biologin Dr. Regina Thebud-Lassak vom Naturfreundehaus in den nahegelegenen Wald, um gemeinsam essbare Pflanzen und ihre Doppelgänger zu erkunden.
Gleich auf dem Gelände des Naturfreundehauses wurden wir schon fündig: unter anderem das Scharbockskraut stand dort in Blüte. Auch wenn das Scharbockskraut in früheren Zeiten einer der ersten Vitamin-Lieferanten im Frühjahr war (tatsächlich kommt der Name von "Skorbut", einer Krankheit, die auf Vitamin-C-Mangel beruht), so ist es doch mit Vorsicht zu genießen: nur ganz junge Blätter sind genießbar. Später - und erst recht, wenn es in Blüte steht - bildet sich in den Blättern der Giftstoff Protoanemonin aus.
Die Regel, dass die Pflanzen nicht mehr gegessen werden dürfen, wenn sie blühen, gilt allerdings für die meisten anderen Wildgemüse nicht unbedingt (eine weitere Ausnahme ist der Löwenzahn). Aber die Pflanze verlagert dann in der Regel ihre Inhaltsstoffe in die Blüte und später in die Frucht, so dass die Blätter an Geschmack verlieren.
Eine Reihe weiterer Pflanzen, die unseren Speisetisch bereichern können, z.B. als Zugabe in Salate oder Kräuterquarks, konnten wir am Wegesrand entdecken: Gundermann, Brennnessel, Knoblauchrauke, Breitwegerich oder Bärlauch. Gerade beim Bärlauch heißt es jedoch aufpassen, dass man ihn nicht mit den giftigen Maiglöckchen oder Herbstzeitlosen verwechselt. Und auch der ebenfalls giftige Aaronstab bildet neben seinen typischen pfeilförmigen Blättern auch "Kümmerblätter", die denen des Bärlauchs ähnlich sehen.
Aber auch jenseits von giftigen Doppelgängern empfiehlt es sich nicht, jede Pflanze für den heimischen Speisetisch zu pflücken. Vor allem an viel begangenen Wegen sind die Pflanzen oft von Hundekot oder Hundeurin verschmutzt, in der Nähe von Straßen sind sie von Abgasen belastet. Und in Naturschutzgebieten ist das Pflücken von Pflanzen ohnehin streng verboten.
Manche Wildgemüse bekamen wir auf unserer Führung übrigens leider nicht zu Gesicht, denn aufgrund der vielen gefundenen Pflanzen und der ausführlichen und interessanten Erklärungen von Frau Thebud-Lassak schafften wir es nicht bis zum Rotthäuser Bach, wo mit Wiesen und Bachlauf ein ganz anderer Lebensraum mit anderen Wildgemüsen zu finden ist.
Und so kamen wir nach gut zwei Stunden wieder zurück ins Naturfreundehaus, wo wir neben neben einem Übersichtsblatt über die heimischen Wildgemüse und diversen Buchempfehlungen auch ein leckeres Bärlauchpesto und Bärlauchbutter probieren konnten, die Frau Thebud-Lassak selbst produziert und mitgebracht hatte. Zusammen mit frischem Baguette und Quark ein leckerer Abschluss eines interessanten und lehrreichen Nachmittags.
Vortrag von Lika Weingarten am 06.09.2024
Schwammstädte - spätestens seit dem Hochwasser 2021 taucht dieses Schlagwort immer wieder in der Diskussion auf, wenn es um Starkregenereignisse oder allgemein um die Folgen des Klimawandels geht. Was dies ist, und welche Möglichkeiten es hier zur Umsetzung gibt, erklärte uns Lika Weingarten in einer gemeinsamen Veranstaltung der NaturFreunde Düsseldorf und des Grünstift Düsseldorf e.V. an diesem Freitagabend im Naturfreundehaus.
Schwammstädte, so Lika Weingarten einführend, folgen dem gleichen Prinzip wie ein Badeschwamm, der in seinen Poren sehr viel Wasser speichern kann und dieses dann bei Bedarf wieder abgibt. Auch in der Natur kommt dieses Prinzip vor: ein natürlicher Boden speichert ebenfalls das Niederschlagswasser, in seiner Humusschicht, in tieferliegenden Poren oder im Wurzelgeflecht der Pflanzen. Und er gibt es dorthin ab, wo es benötigt wird: an die Pflanzen, ins Grundwasser oder auch durch Verdunstung zurück in die Atmosphäre.
Wie aber lässt sich das Prinzip in dicht besiedelten Städten umsetzen? Zunächst einmal gibt es auch in Städten Grünflächen, die Wasser speichern können - in Parks, in Gärten und Vorgärten, in Grünstreifen oder in Baumscheiben. Dieses Potential gilt es zu nutzen und zu erhalten, durch die Schaffung von kleinen Mulden, in denen sich das Wasser sammeln kann, kann es noch zusätzlich verstärkt werden.
Darüber hinaus gilt es aber auch, zusätzliche Flächen zu schaffen, die das Regenwasser aufnehmen können: Bäche müssen renaturiert werden, so dass sie Platz haben, sich bei Hochwasser auszubreiten. Freiflächen müssen entsiegelt werden - dort wo sie Belastungen z.B. durch parkende Autos ausgesetzt sind, sind immer noch offene Fugen oder Rasengittersteine möglich, um das Wasser durchzulassen. Baumscheiben sollten mit Beete versehen werden anstatt mit Steinen und Schotter, und auch die berüchtigten Schottergärten gehören endlich renaturiert.
Fassaden- und Dachbegrünungen sind, wenn es die Statik erlaubt, weitere Elemente, durch die in Städten das Niederschlagswasser gespeichert werden kann. Allerdings können hier sehr schnell auch beachtliche Kosten beisammenkommen - das Pflanzen von Bäumen ist wesentlich kostengünstiger und auch letztlich effizienter. Aber wie auch immer Grün in der Stadt geschaffen wird: nicht nur für das Wassermanagement ist dies förderlich, sondern auch Tiere und Pflanzen finden hier wertvolle Lebensräume.
Nicht immer ist aber in den Städten genug Platz für solche naturnahen Lösungen - oder andere Nutzungszwecke haben Priorität. Hier können technische Lösungen helfen, überschüssiges Wasser zwischenzuspeichern und erst später wieder abzugeben. Entweder unterirdisch wie Rigolen und Regenrückhaltebecken oder auch offen und oberirdisch mit Zisternen und Regentonnen. Auch am Naturfreundehaus sammeln übrigens zwei große Container jeweils 1.000 Liter Wasser, um es im Garten nutzen zu können.
Zum Ende des gelungenen Vortrags ging Lika nochmals auf die Kosten der verschiedenen Lösungen ein - sie sind sicherlich nicht gering, auch angesichts vieler weiterer wichtiger Aufgaben und leerer Kassen. Aber sie sind allemale geringer als die Schäden, die ein Starkregenereignis verursachen kann, wenn die Kommunen nicht darauf vorbereitet sind.
Und so gingen nach einer engagierten Diskussion die Anwesenden mit einer Menge neuen Wissens nach Hause. Und vielleicht auch mit Anregungen, in ihrem eigenen Umfeld einen kleinen Beitrag leisten zu können.
Exkursion in die Emmericher Ward
Führung mit Klaus Markgraf-Maué am 15.09.2024
Mit dem Zug, per Rad und zu Fuß machten sich 12 naturinteressierte Teilnehmer*innen an diesem Spätsommersonntag auf den Weg in die Emmericher Ward, ein Naturschutzgebiet am rechten Niederrhein kurz vor der niederländischen Grenze.
Dort erwartete uns Klaus Markgraf-Maué von der NABU-Naturschutzstation Niederrhein, um uns die LIFE-Projekte Fluss- und Aue Emmericher Ward und Feuchtgebiet Emmericher Ward zu zeigen. Zunächst ging es über das normalerweise gesperrte Betriebsgelände eines Ziegelwerks an eine vor 7 Jahren angelegte Nebenrinne des Rheins. Hier wurde ein bereits bestehender See aus Abgrabungen mit einem Zufluss an den Rhein angebunden, der Ablauf erstreckt sich über einige Hundert Meter parallel zum Rhein und kann sich, einmal angelegt, natürlich entwickeln. Sandbänke und Steilufer zeigen, wie sich der Gewässerverlauf bereits verändert hat.
Und da das Gebiet nur im Rahmen von Führungen zugänglich ist, können sich dort viele Pflanzen- und Tierarten ansiedeln, die anderswo rar geworden sind. Viele Kormorane, Grau- und Silberreiher fielen auch den ungeübten Besucher*innen sofort ins Auge, und so manche*r erblickte auch einen Löffler oder einen Eisvogel. Aber auch Amphibien, Insekten oder Muscheln sind in großer Artenzahl hier anzutreffen, und abgenagte Weidenstecklinge zeugen von der Anwesenheit zahlreicher Biber.
Während wir die neu entwickelte Natur genießen konnten, erzählte Klaus Markgraf-Maué derweil viele Hintergrundinfos, von den Auswirkungen auf Hochwasser und Strömungsgeschwindigkeiten, die zu untersuchen waren (tatsächlich erlaubt der bessere Wasserabfluss durch die Nebenrinne die Anlage von Auenwäldern, die ansonsten bei Hochwasser ein zu großes Hindernis darstellen würden) bis hin zu den ganzen Auflagen, die zu beachten waren.
Anschließend radelten wir etwa 4 Kilometer flussabwärts, um das andere Projekt in der Emmericher Ward zu begutachten: durch ein geregeltes Ablauftor ist es fortan möglich, im Frühjahr in die Ward eingelaufenes Rheinwasser dort länger zu halten als bisher, möglichst bis weit in den Sommer hinein. So können viele Vogelarten, die auf feuchte Wiesen angewiesen sind, neuen Lebensraum finden und sich wieder in der Region ansiedeln.
Die anschließend geplante Radtour bis Wesel fiel dann jedoch dem Zeitmangel zum Opfer - aber die äußerst interessante Führung durch die Ward war jede Minute wert, die sie gedauert hat. Die Veranstalter*innen von den NaturFreunden und der Biologischen Station Haus Bürgel waren sich jedoch mit den Teilnehmer*innen einig, im kommenden Jahr eine ähnliche Exkursion anzubieten, dann auch mit etwas mehr Fahrradanteil.
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