Wandervorschläge ums Naturfreundehaus Gerresheim

Alte Knochen und moderne Kunst

Vom Naturfreundehaus Gerresheim ins Neandertal

von Matthias Möller, Erkrath

Wanderzeit: ca. 2,5 Stunden (bis zum Neandertalmuseum)

Die Wanderung führt uns über Haus Morp und das Stindertal ins Neandertal - der ersten Fundstätte des berühmten Neandertalers. Wer heute durch dieses Tal wandert, kann sich nur schwer vorstellen, wie es zur Fundzeit des Neandertalers dort aussah, als das Tal noch das "Gesteins" genannt wurde und enge Kalkfelsen bis an die Düssel ragten. In Hunderttausenden von Jahren hatte sich die Düssel durch den Kalk gefressen und auf diesem Abschnitt von etwa 800 Metern unter anderem zahlreiche Höhlen hinterlassen. Doch der ab 1854 begonnene und bis 1945 fortdauernde industrielle Kalkabbau in diesem Tal hat ganze Arbeit geleistet; und auch wenn das Tal heute weitgehend unter Naturschutz steht, so ist viel von der Romantik, die früher scharenweise Naturliebhaber und Maler anzog, unwiederbringlich verloren gegangen. Gleichwohl weist dieses Tal auch heute noch sehr schöne Stellen auf, die eine Wanderung dorthin lohnen.

Darüber hinaus locken das Neandertalmuseum mitsamt dem Wildgehege und der Fundstätte des Neandertalers den kulturhistorisch Interessierten. Und im Rahmen der Euroga 2002 wurde ein Skulpturenweg "Menschenspuren" angelegt, dessen in die Natur integrierten Kunstobjekte den Betrachter zum Nachdenken anregen.

Das Forsthaus MorpWir gehen vom Parkplatz des Naturfreundehauses geradeaus auf den Waldweg, der in einer leichten Kurve zur Trasse der Regiobahn nach Mettmann führt. Dieser Bahnlinie folgen wir ein ganzes Stück entlang und queren sie schließlich in einem Tunnel. Nach dem Tunnel bleiben wir auf dem Weg, der uns nun auf der anderen Seite die Bahn entlang führt. Den nach rechts abbiegenden geteerten Weg lassen wir liegen und gelangen so geradeaus in den Park des Forsthaus Morp.

Das Forsthaus Morp mit seinem englischen Park, der heutzutage weitgehend der Natur überlassen wird, ist eine der zahlreichen Residenzen, die die Industriebarone des Ruhrgebiets im Bergischen Land bauten, um der von ihnen selbst verschmutzten Luft zu entfliehen. Heute dient es als Bildungsstätte.

In einer Rechtskurve führt der Weg am Haus vorbei hin zum Parkausgang auf die Düsseldorfer Straße, wo wir uns nach links wenden. Wir folgen der Straße ein Stück bis zur nächsten Ampelkreuzung. Dort geht auf der rechten Straßenseite des Hubbelrather Wegs ein Rad- und Fußweg nach links hoch, dem wir bis kurz nach der Eisenbahnbrücke folgen.

Fischteiche im StinderbachtalHier führt ein schmaler Pfad scharf rechts zur Bahnlinie herunter und dann dieser entlang. Nach einer Weile mündet der Pfad in eine von rechts kommende asphaltierte Straße, der wir geradeaus weiter folgen. Linkerhand passieren wir eine Pferdekoppel, rechterhand einige Häuser. An der nächsten Gabelung folgen wir nicht dem Hauptweg "Dorper Weg" nach links, sondern gehen weiter geradeaus in den Stindertalweg.

Hinter einer Buchenhecke auf der linken Seite ist jetzt das Plätschern von Fischteichen zu hören, leider gibt die Hecke nur selten einen Blick auf die Teiche frei.

Die Autobahn A3, deren Böschung sich nun vor uns erhebt, unterqueren wir in einem Tunnel und folgen auf der anderen Seite weiter dem asphaltierten Weg. Eine ganze Weile schlängelt sich dieser Weg auf der linken Talseite, bis er leicht auf die Höhe ansteigt und dann zur Stindermühle mit ihrem Mühlteich hinunter führt.

Im Jahr 1735 erbaut, war sie bis etwa 1890 als wassergetriebene Getreidemühle in Betrieb, Hauptabnehmer des Mehls war ein benachbartes Kloster. Als die fortschreitende Industrialisierung den Betrieb unwirtschaftlich machte, wurde die Mühle aufgegeben. Heute gibt ein Ausflugslokal Gelegenheit zu einem kleinen Imbiss.

Wir verlassen die Mühle auf dem Fahrweg nach Gans und wenden uns oben angekommen nach links. An der nächsten Einmündung, wenn die Straße steil ins Neanderthal hinabführt, folgen wir derselben und gelangen so auf die recht befahrene Mettmanner Straße.

Früher gab es hier mal einen angenehmeren Weg über die Wiesen, der auf einer Fußgängerbrücke die Regiobahn querte. Nach dem Abriss dieser Brücke ist dies aber leider nicht mehr möglich, so dass dieser Umweg gegangen werden muss.

Der Mettmanner Straße folgen wir ein Stück nach rechts auf die Autobahnbrücke zu (also weiter der Richtung folgend, in der die Straße von Gans her einmündet), um in einer Kurve die Düssel zu überqueren. Gleich darauf queren wir die Straße und gehen links in ein Straßenstück, das eher wie eine Hofeinfahrt erscheint. Aber kurz vor dem Tor führt ein kleiner Weg nach rechts, der mit "Neandertal" ausgeschildert ist.

Etwa seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird dieses Tal der Düssel, das bis dahin "Gesteins" oder "Hundsklipp" genannt wurde, nach dem Rektor der Düsseldorfer Lateinschule und Dichter bekannter Kirchenlieder, Joachim Neander benannt, der sich häufig im Gesteins aufhielt.

Die Düssel schlängelt sich durch das TalEine Tafel weist darauf hin, dass hier der "Erlebnis-, Lehr- und Wanderpfad Neandertal" beginnt, der auch weniger Bekanntes aus dem Neandertal den Wanderern erläutern will. Eingerichtet wurde der Wanderweg vom 1921 gegründeten Neandertalschutzverein, der sich den Erhalt des damals bereits stark vom Kalkabbau zerstörten Neandertals auf die Fahnen geschrieben hatte. Mit einem der Gründer des Vereins, Eduard Paelen, wanderten übrigens auch bekannte Persönlichkeiten wie der Dichter Wilhelm Busch, der Naturwissenschaftler Ernst Haeckel oder verschiedene Künstler des Düsseldorfer Malkastens durch das Neandertal.

Bald erreicht der Wanderweg das Ufer der Düssel, jenes Bachs, der der Stadt Düsseldorf seinen Namen gegeben hat. Der Name Düssel stammt übrigens aus dem Mittelhochdeutschen "Tussila" - die Wilde. Wer den Bach so gemächlich durch das Tal plätschern sieht, kann sich diese Namensherkunft nur schwer vorstellen. Und doch muss, als das Tal noch enger war, die Düssel besonders während der Frühjahrshochwässer enorme Kraft gehabt haben.

Eindrücke von der DüsselWo ein alter Baum schon seit geraumer Zeit quer liegt und den Weg am Düsselufer entlang versperrt, führt der Wanderweg in Serpentinen steil den Hang hinauf. Nachdem wir lange genug bergauf gegangen sind, stoßen wir auf einen Querweg, den wir wieder links bergab folgen.

Bald kommen wir an einer Weide vorbei, auf der sommers wie winters Galloway-Rinder stehen. Dieses aus Schottland stammende Rind mit seinem zotteligen Fell wird das ganze Jahr hindurch in extensiver Tierhaltung im Freien gehalten und ernährt sich allein von Weidegras. Mit dieser artgerechten und umweltschonenden Haltung stellt die Zucht von Galloway-Rindern eine interessante Alternative zur Massentierhaltung dar.

Nach der Weide nehmen wir an einer Weggabelung den linken Weg weiter bergab, der durch ein weißes Quadrat auf schwarzem Grund gekennzeichnet ist. Bald gelangen wir zu einer Brücke über die Düssel, wo ein Hinweisschild auf die Reste eines alten Kalkofens aufmerksam macht, der uns beim Betrachten des Schildes im Rücken steht. Besitzerin dieses Kalkofens war die Freifrau Sophie von Hatzfeld, die auf Schloß Kalkum wohnte und auf diese Art am Ertrag des Kalkabbaus im Neandertal teilhaben wollte. Bekannt wurde Sophie von Hatzfeld übrigens durch ihr Verhältnis zu Ferdinand Lasalle, dem Begründer der Sozialdemokratie.

Die neu gestaltete FundstelleNach der Brücke führt der Weg direkt an einem Wanderparkplatz vorbei und mündet dann in einen breiten Fuß- und Radweg, der der Straße entlang folgt. Diesen schlagen wir ein und kommen nach einiger Zeit an den Eingang zur Fundstelle.

1856 hatten Bauarbeiter beim Kalkabbruch in der Feldhofer Grotte Knochenreste entdeckt, die sie für so außergewöhnlich hielten, dass sie den Wuppertaler Professor Carl Fuhlrott hinzuriefen. Trotz vielerlei Widerspruch und Spott beharrte Fuhlrott darauf, dass es sich bei den Funden um die Überreste einer vorzeitlichen Menschenart handeln musste - dem "Neanderthaler". Die Feldhofer Grotte fiel dem Kalkabbau zum Opfer und existiert heute nicht mehr. Über Jahre hinweg belegte eine Altautoverwertung das historische Gelände. Erst 1997 konnten die Forscher Jürgen Thissen und Ralf Schmitz den alten Fundort rekonstruieren und unter anderem Knochenreste finden, die sich in die früheren Funde nahtlos einfügten.

Seit ein paar Jahren wird versucht, mit einer landschaftlichen Gestaltung, die den ursprünglichen Talverlauf nachempfinden soll, Infotafeln (über Kopfhörer kann man sich zusätzliche Texte anhören), Anpflanzungen typischer Pflanzen der Neandertalerzeit und einer Raum-Zeit-Achse Zugang zur historischen Dimension des Fundorts zu schaffen. Der Fundort ist von Dienstag bis Sonntag von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr (von November bis Februar nur bis 16.00 Uhr) geöffnet. Eintrittskarten sind allerdings nur an der Kasse des Museums erhältlich.

Das NeandertalmuseumSo folgen wir dem Weg noch ein weiteres Stück, biegen nach dem Busparkplatz nach rechts auf eine Rampe nach unten, die uns unter der Straße hindurch weiter die Düssel entlangführt, um dann am Museum anzukommen.

Mit seiner markanten spiralförmigen Architektur sticht das 1996 eröffnete Museum sofort ins Auge. In verschiedenen Bereichen wie Leben und Überleben, Werkzeug und Wissen, Mythos und Religion, Umwelt und Ernährung sowie Kommunikation und Medien bekommen die Besucher die Entwicklungsgeschichte der Menschheit von den ersten Frühmenschen bis heute präsentiert, aufbereitet mit vielerlei Medien.

Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet und kostet für Erwachsene 9 Euro Eintritt, Kinder zahlen 5 Euro (Stand 2015). Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe weiterer Ermäßigungen, z.B. 1 Euro pro Person bei Anfahrt mit dem ÖPNV.

Wer noch Lust auf einen weiteren Spaziergang hat, kann sich auf einen etwa einstündigen Spaziergang um das Wildgehege machen, in dem Nachzüchtungen urzeitlicher Wisente, Waldtarpane und Auerochsen beheimatet sind.

Skulptur "Habitat" von Nils-UdoOder aber man folgt dem Skulpturenpfad "MenschenSpuren". Das Projekt "MenschenSpuren" widmet sich im Neandertal dem Spannungsfeld Mensch-Natur. Durch die Arbeiten der elf Künstlerinnen und Künstler wird dieser Prozess auf ganz unterschiedliche Weise sichtbar gemacht und für den Besucher erfahrbar. Die Skulpturen fordern zur Selbstreflexion über die Natur des Menschen heraus und erfordern zugleich eine neue Betrachtungsweise der Natur. Die Spuren der Künstler auf dem Weg entlang Düssel verbinden sich auf unterschiedliche Weise mit der Landschaft und müssen durch den Besucher erst entdeckt werden. Das Projekt "MenschenSpuren" fügt in die Erinnerungslandschaft des Neandertals einen künstlerischen Baustein von europäischem Rang ein. Die Skulpturen werden durch ein Audiosystem mit Gesprächen der Künstlerinnen und Künstler über ihre Arbeiten begleitet. Kopfhörer können an der Museumskasse erworben werden.

Für den Rückweg zum Naturfreundehaus gibt es verschiedene Möglichkeiten: entweder man folgt der Ausschilderung "Regiobahn" am Mueum bis zum Bahnhof Neandertal und fährt von dort mit der Regiobahn bis Düsseldorf-Gerresheim (dabei immer wieder den passierten Wanderweg kreuzend), von wo aus man über die Heyestraße und die Morper Straße wieder zum Naturfreundehaus gelangt. Alternativ führt auf der anderen Talseite vorbei an einigen Gaststätten und dem Parkplatz ein Weg hoch zum S-Bahnhof Hochdahl, von wo ebenfalls Bahnen bis Düsseldorf-Gerresheim fahren.

Wer aber Lust auf zwei weitere Stunden Wanderung hat, der kann auch beim S-Bahnhof Hochdahl die Hauptstraße in Hochdahl in Richtung Rheinebene gehen und nach einer Rechtskurve nach links (an der Ecke befindet sich die Tankstelle "Neanderhöhe") der Straße nach Alt-Erkrath folgen. Nachdem diese Straße zuerst die S-Bahn und dann die Autobahn überquert hat, zweigt scharf links der Römerweg ab, der sich ständig auf dem Grat des Höhenzugs zwischen Unterbach und Erkrath entlang zieht. Wir folgen dem Weg immer weiter geradeaus und gelangen schließlich bei der Bushaltestelle "Knuppertsbrück" nach Gerresheim, von wo es nach rechts nur noch ein kurzes Stück zum S-Bahnhof und schließlich zum Naturfreundehaus ist.

 
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